Evolutionärer Idealismus
und Die Quelle von Materie und Geist
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Die Idee, die Welt könnte eine Simulation sein, gründet auf der
Tatsache, dass alles, was wir als materielle Welt wahrnehmen, in der
Sprache der Mathematik darstellbar ist.
Alles besteht aus Zahlen und
ihren Relationen zueinander. Aber selbst die Zahlen sind schon
Relationen. Wenn wir eine „1“ sehen, bedeutet es „genauso groß wie“.
Haben wir eine „2“, steht dies für „dopelt so groß wie“ und eine „0,5“
ist gleichbedeutend mit „halb so groß wie“. Die Welt besteht aus nichts
anderem als aus Relationen von Relationen. Deshalb wird die Welt als
Informationsraum, als Cyberspace betrachtet.
Aber diesen Informationsraum als Simulation in
einem Computer zu deuten, ist nichts als die Übertragung des
materialistischen Paradigmas auf ihre Ursache. Es ist umgekehrt. Die
Materie ist die Folge dieses Informationsraumes und nicht dessen
Ursache. Wenn man diesen Fehler begeht, kommt man in einen unendlichen
Regress, denn die Welt, in der die Simulation stattfindet, muss wiederum
als Simulation gesehen werden und so weiter. Die Welt ruht auf einer
Schildkröte und diese wieder auf einer Schildkröte. Und man darf nicht
weiter fragen, denn es sind Schildkröten bis ganz nach unten.
Nein, bereits die erste Schildkröte ist eine Fehlinterpretation.
Dass
der Urgrund der Welt überhaupt als komplexes Gefüge von Relationen
gesehen werden kann, ist gleichbedeutend damit, dass dieser Urgrund
strukturiert ist. Der Urgrund hat einen Inhalt. Er ist nicht leer.
Alleine die Vorstellung, dass dieser Urgrund überhaupt existiert, muss
umfassen, dass er einen Inhalt hat. Ohne Inhalt wäre er leer und damit
nichts. Und dieser Inhalt ist die Struktur der Relationen.
Die
subjektive Erfahrung jedes Lebewesens ist dabei ein empirischer Beweis
dafür, dass Bewusstsein Bestandteil dieses Urgrundes ist. Denn, es lässt
sich zwar der INHALT des Bewusstseins (weiches Problem des
Bewusstseins) mit rekursiver Informationsverarbeitung erklären, aber
eben nur, wenn Bewusstsein generell, also die Tatsache, dass diese Welt
überhaupt die Möglichkeit bietet, dass wir uns unseres
Bewusstseinsinhaltes bewusst werden können (hartes Problem des
Bewusstseins) bereits als gegeben vorausgesetzt ist. Die beiden
Komponenten Geist und Materie sind also gleichberechtigte Erscheinungen
dieser Welt. Dazu kann man sich als panpsychistische Hilfskonstruktion
vorstellen, dass Materie den Geist als Grundeigenschaft bereits enthält,
wie auch Masse als Grundeigenschaft vorhanden ist. Allerdings führt das
wieder nur in die Irre und ist auch gar nicht notwendig. Vielmehr sind
die Daten, Zahlen und Relationen, die ein materielles Objekt ausmachen,
so zu interpretieren, dass ihre materielle Erscheinung nur auf die
Tatsache zurückzuführen ist, dass man dieses Objekt von außen
betrachtet, das Objekt also nicht selbst ist. Dieselben Daten werden,
wenn man das Objekt ist, als innere Gestimmtheit wahrgenommen, als
Bedeutungsrelationen, die ein individuelles subjektives Bewusstsein
(Bewusstseinsinhalt) erzeugen. (Wieso man den eigenen Körper trotzdem
als Objekt in einer Objektwelt wahrnehmen kann, habe ich an mehreren
Stellen meiner Bücher über den evolutionären Idealismus beschrieben.)
Mit
dieser Perspektive auf den Urgrund als Axiom kann man die Entstehung
von Raum, Zeit, Materie und Geist als Sekundärerscheinungen der inneren
Struktur des Urgrundes ableiten.“
Aus der Einleitung des Manuskripts mit dem Arbeitstitel „Einmaleins der Subjektivität“ von Gerhard Höberth
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