Der Blutkreislauf der Wirtschaft
Ein lebensnotwendiges Organ der Wirtschaft ist seine Energieversorgung.
Es ist der Blutkreislauf, der neben dem Cashflow den Organismus am
Leben erhält. Dieses Blut gilt es zu entgiften, denn derzeit, läuft der
Kreislauf toxisch.
Jetzt, wo sich die Notwendigkeit des
Klimaschutzes langsam im Mainstream durchsetzt, müssen wir umso besser
aufpassen. Der Moloch der Fossilenwirtschaft will überleben. Die Strategien der
Metamorphose, zu der sich die Protagonisten gezwungen fühlen, sind vorbereitet.
Die Leugnung des Klimawandels war nur der erste Schritt. Es war klar,
dass das nicht lange gut gehen wird. Die Strategie der Ölfirmen (und
Russland als Energieexporteur) beschränkt sich deshalb nicht auf die
Leugnung. Sie ist komplexer. Gerade jetzt setzt sich langsam Stufe 2
durch: »Natürlich gibt es den Klimawandel, aber er ist nicht vom
Menschen gemacht.« Falls das dann irgendwann nicht mehr wirken sollte,
kommt Stufe drei, die bereits in Vorbereitung ist (siehe Artikel wie:
“Mit dem Klimawandel geht die Welt nicht unter” von Bjørn Lomborg): “Natürlich ist der Klimawandel vom Menschen gemacht, aber er hat doch
viel mehr gute als schlechte Seiten.”
Das alles dient dem
Zeitgewinn. Die Energiewirtschaft ist der größte und umsatzstärkste
Wirtschaftszweig. Cashflow ist das Blut, das in seinen Adern
der Wirtschaft zirkuliert. Vorbereitet wird der Umbau der Infrastruktur von Öl auf
Wasserstoff (wie aus den Worten Peter Altmaiers bereits zu entnehmen
ist), um die bestehenden Machtverhältnisse zu bewahren. Dabei scheint es
keine Rolle zu spielen, dass wir dafür die drei- bis fünffache
Energiemenge gegenüber einer rein elektrischen Versorgung benötigen.
Viele Ölfirmen (vor allem EXXON) machen schon jetzt massiv Werbung für
E-Fuels und Wasserstoff, um sich ein grünes Image zu erarbeiten. Es ist
aber nicht »grün«, wenn man eine Energieversorgung aufbaut, welche für
die gleiche Leistung eine zig-fache Infrastruktur benötigt. Es ist ja
nicht nur die Primärenergie höher, sondern auch die infrastrukturelle
und administrative Organisation sowie die politische und soziale
Machtstruktur. Vor allem, wenn für den erhöhten Energiebedarf dann
Atomkraftwerke der 3. Generation gefordert werden - und das wird kommen.
Dann ist die Sicherheit ein relevanter Faktor, der eine Infrastruktur
der Exekutive rechtfertigt, die auch als Kontrollinstanz für die
Überwachung und Durchsetzung anderer für autoritäre Systeme nötigen und
lebenswichtigen Strategien fungieren kann. Dabei ist es ganz leicht
einzusehen, dass eine Wirtschaftsstruktur, die auf Verbrennung basiert,
keine Zukunft haben kann:
Zum Gesamtenergieverbrauch:
Der Gesamtenergiebedarf der Welt
(alles eingerechnet: Strom, Öl, Gas, Kohle, ...) lag 2018 bei 166
Petawattstunden (1 PWh = 10^15 Wh), (davon waren ungefähr 25 PWh
elektrische Energie [von denen wiederum nur ca 2,5 PWh über 450
Atomkraftwerke erzeugt wurden. Würden wir also unsere Energie über
Atomkraft decken wollen, bräuchten wir dazu fast 30.000
Atomkraftwerke.]).
Pro Kopf
lag der Durchschnittsbedarf jedes Menschen bei ca. 20 MWh, wobei USA (87
MWh), Europa (40 MWh) und der Nahe Osten (37 MWh) deutlich darüber
lagen.
Wenn wir davon
ausgehen, dass die Weltbevölkerung sich bei 10 Milliarden Menschen
einpendelt, die alle denselben Wohlstand brauchen, dann sollten wir mit
einem großzügig berechneten Pro-Kopf-Bedarf von 30 MWh im Jahr
auskommen.
Damit kommen wir auf einen Gesamtenergiebedarf von 300 PWh jährlich.
Die
Sonne bestrahlt die Erdoberfläche permanent mit einer Energie von
165.770 PW, was einen Energieeintrag der Sonne von jährlich 1,45
Millionen PWh entspricht (10.000 Mal unser derzeitiger
Gesamtenergieverbrauch, was bedeutet, dass uns die Sonne in einer Stunde
soviel Energie auf die Erde schickt, wie wir in einem Jahr
verbrauchen.). Die Energie ist also auch ohne Kernkraft und ohne fossile
Energieträger da und kann mit PV-Anlagen, Windrädern, Wasserkraft und
Wellenkraftwerken geerntet werden.
Und
da ist Geothermie noch gar nicht mit eingerechnet (90% der Masse jener
Kugel, auf der wir leben, ist heißer als 1.000°C, der Erdkern hat
6.000°C)
Und auch die Gezeitenkraftwerke nutzen eine andere Energie, die zusätzlich existiert, die Schwungkraft des Mondes.
Ebenfalls
nicht eingerechnet sind Effizienzsteigerungen: Am Beginn der
industriellen Revolution lag die Effizienz des Energieeinsatzes bei 3%.
Das heißt, nur 3% der aufgewendeten Energie wurde tatsächlich in
produktive Leistung umgesetzt. 97% gingen durch Umwandlungsprozesse und
Bereitstellungsmaßnahmen verloren. Durch immer bessere Technik wurde
diese Effizienz bis zum Jahre 2018 auf 14% gesteigert. Es gehen heute
immer noch 86% des Energieaufwands für Prozesse verloren, die keinen
Mehrwert erzeugen.
Mehr ist
mit der Technik von Verbrennung und Wärme technisch nicht machbar. Und
dabei ist es egal, ob wir Erdöl verbrennen oder Erdgas, mit Kernkraft
Wasser erhitzen oder Elektrizität in Wasserstoff umwandeln, um es danach
zu verbrennen, um wieder Wasser daraus zu machen. 14% ist die
physikalische Grenze, an der ein Optimum an Energieeffizienz erreicht
ist.
Anders ist das bei
Erneuerbaren Energien, bei denen lediglich zur Herstellung der Anlagen
Energie aufgewendet werden muss, während der Betrieb Null Grenzkosten
hat. Richtet man die Energieversorgung darauf aus, dass Elektrizität
direkt gebraucht wird, geht kaum Energie durch Umwandlung verloren. Das
macht Elektrizität sogar im Wärmesektor effizienter als jede Verbrennung
(zB durch Eisspeicher und Wärmepumpen). Nach neuesten Berechnungen geht
man von einer damit erreichbaren Energieeffizienz von bis zu 60% aus
(http://www.garrisoninstitute.org/downloads/ecology/cmb/Laitner_Long-Term_E_E_Potential.pdf)
.
Wenn wir also den
Primärenergie-Einsatz von 166 PWh von 2018 auf 300 PWh für die Zukunft
hochrechnen und danach die Effizienzsteigerung von 14% auf 60%
berücksichtigen, fällt der Primärenergiebedarf für einen weltweiten
Wohlstand auf 70 PWh ab, also nur etwas über 40% des Energiebedarfs von
2018.
Aber nur dann, wenn
wir verhindern können, dass sich alte Strukturen mithilfe der
Wasserstofftechnik erhalten können. Denn wenn wir auf Wasserstoff
setzen, verringert sich unser Energiebedarf nicht auf 40%, sondern
erhöht sich auf 350%!
Die strukturelle Gewalt, die
derzeit Mensch und Natur unterdrückt, kann nur aufgelöst werden, wenn
sich dezentrale Energieversorgung OHNE Verbrennungstechnik durchsetzt.
Dem
steht allerdings noch der massive Marketingeinsatz der bestehenden
wirtschaftlichen und politischen Machtstrukturen entgegen.
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