Samstag, 13. August 2022

Die Weichen für die Zukunft werden heute gestellt.


 

Die Geschichte der Evolution ist eine Aneinanderreihung der Entwicklung von Unabhängigkeiten, die es dem Leben ermöglichte, in vorher lebensfeindlichen Umgebungen zu bestehen. Vielzelligkeit, Landgang, Warmblütigkeit, ... Das sind nur einige herausragende Schritte von Milliarden solcher Entfaltungen. Immer waren sie Antworten auf existenzielle Krisen.
Auch heute stecken wir in einer bisher nie gekannten existenziellen Krise. Wie wird unsere Antwort drauf sein, um die Biosphäre dieses Planeten vor der Zerstörung durch unseren Einfluss zu bewahren? Es gibt grundsätzlich zwei mögliche Antworten. Und vielleicht werden wir beide verwirklichen.
Ein Teil der Menschheit wird den Weg der Evolution weitergehen, um sie technisch fortzusetzen. Sie wird durch höhere Komplexität mehr Unabhängigkeit erlangen und 80% der Erde in Bioreservate wandeln. Dieser Teil wird als Transhumanisten schließlich ihre Fähigkeit zu 100%iger Nachhaltigkeit über die Grenzen dieses Planeten hinaustragen, und billiardenfach die Galaxie mit Leben überschwemmen.
Ein anderer Teil mag sich in die entstehenden Bioreservate zurückziehen und in retroromantischer Verklärung der Lebensweise unserer Vorfahren versuchen, «im Einklang mit der Natur» zu leben, um sie nicht mehr zu schädigen. Sie werden sich durch den Druck des Kontextes auf wenige hundert Millionen reduzieren und schließlich durch den Ausbruch eines Supervulkans, dem Einschlag eines Asteroiden oder der Ausdehnung der Sonne aus diesem Kosmos verschwinden.
Wofür wir uns auch immer entscheiden, wir sollten uns bewusst sein, dass wir derzeit in dem nur wenige Jahrzehnte großen Zeitfenster leben, in dem sich entscheidet, welche Auswirkungen 4,5 Milliarden Jahre irdischer Entwicklung auf diesen Kosmos haben.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Der Krieg der Infoblasen

Derzeit läuft ein Infokrieg im Netz und in den Medien.
Ist Putin eine Bedrohung? Muss die NATO Stärke zeigen? Oder ist es bloße Provokation, weil die Rüstungsfirmen einen Krieg benötigen, der ihre Profite sichert?


Das Problem bei allen diesbezüglichen Informationen ist immer die monokausale Denkweise. Es werden Fakten präsentiert, die sicherlich stimmen. Aber dann wird so getan, als wäre eine kleine Elite dazu fähig, das Weltgeschehen zu planen und zu steuern. 

Das verkennt die multikausale Dynamik und die sensible Abhängigkeit komplexer Systeme von minimalen Einflüssen (Schmetterlingseffekt). 
Meine Einschätzung ist, dass die Fakten solcher Infos durchaus stimmen könnten - JEDE politische Macht auf diesem Planeten ist in Verschwörungen verwickelt und versucht mit Desinformation die Öffentlichkeit zu täuschen. Also auch die USA (aber eben nicht nur) und Russland (aber eben nicht nur).
Aber der daraus abgeleitete Tenor, wie zum Beispiel "die USA wird durch plutokratische Mächte gesteuert, die an unserer Vernichtung interessiert sind", halte ich für brandgefährlich, weil sie ausblenden, dass das völlig rückwärtsgewandte Regime von Putin (konservativ, homophobisch, antidemokratisch) mit den selben digitalen Desinformationswaffen kämpft (Das speziell diese Form der einseitigen Information von PEGIDA und Elsässers Magazin COMPACT kommt, sollte allein schon zu denken geben.) 

In den 30er Jahren konnten die Menschen nicht mit den Manipulationen durch den Volksempfänger umgehen. Diese Erfindung hatte sozial schlimme Auswirkungen. Hitlers Propagandamaschine nutzte die neue Technik um die noch nicht medienerprobten Menschen zu manipulieren.
Heute haben wir nur geringe Erfahrungen mit dem Internet und den sozialen Auswirkungen dieser Informationstechnologie. Ein Phänomen sind die sich bildenden Info-Blasen. Ich beobachte mit Sorge, dass Fakten, bei dem, was Menschen glauben, immer weniger Rolle spielen. Der Verschwörunstheorie-Boom - es gibt sogar wieder Anhänger der Flachen Erde, kein Witz - ist nur ein Abbild davon, dass man heute mit jeder noch so absurden Meinung ins Internet gehen kann und eine Unmenge an Bestätigungen finden wird. 
Noch nie war Wirklichkeit und Wahrheit relativer als heute. Dabei haben wir gehofft, dass durch das Internet das Gegenteil verwirklicht wird. 
Ich bin momentan wirklich desorientiert und kann nur versuchen, mich von keiner Seite instrumentalisieren zu lassen.

Sonntag, 8. Januar 2012

Steven Hawking wird 70 - ohne Gott

Ganz ohne Zweifel: Stephen Hawking hat viel geleistet. Auch wenn seine Popularität - wie er selbst sagt - dem Archetypus des "behinderten Genies" geschuldet ist, den an den Körper gefesselten, engelgleichen Geist. So ist sein Werk doch ohne Gleichen. Er hat es geschafft, dem normalen Menschen eine Vorstellung davon zu verschaffen, was ein Schwarzes Loch ist. Aber damit nicht genug. Er ist nicht nur populärwissenschaftlicher Autor, er ist in erster Linie ein genialer Physiker, der - wie Gerüchte sagen - demnächst für den Nobelpreis vorgeschlagen wird. Außerdem ist er Inhaber des berühmten Lehrstuhls von Isaac Newton.

Aber wirklich berühmt wurde er durch seine provokativen Aussagen über Gott: „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen“. Damit hat er vermutlich recht. Daraus aber abzuleiten, dass es keinen Gott gäbe? Okay, einen Gott, der die Welt mit der Erde als Zentrum vor 5000 Jahren für den Menschen geschaffen hat, wird es wohl nicht geben. Aber nichts, was im Entferntesten mit dem Begriff Gott bezeichnet werden könnte? Das ist eine gewagte Aussage.

Aber Hawking ist Physiker und kein Philosoph und das merkt man in seinen Aussagen. Wenn er über Gott spricht, überschreitet er eindeutig seine Kompetenz.

Wir wissen mehr über die Welt der Metaphysik, als Hawkings bemerkt.
Wir wissen z.B., dass wir uns unseres Daseins bewusst sind und wir wissen, dass wir nicht wissen, warum wir uns unseres Daseins bewusst sein können.
Denn wenn Materie, Energie, Raum und Zeit das sind, was die Wissenschaft uns zurzeit sagen kann, dass sie seien, kommt Bewusstsein in dieser Welt nicht vor.
Daher können wir wissen, dass wir einen essenziellen Teil unserer Existenz wissenschaftlich noch nicht verstanden haben.
Das ist sehr viel und sollte uns in unseren Aussagen vorsichtiger machen. Wir können nicht sagen, was die Ursache einer Welt ist, in der etwas so grundlegendes wie Bewusstsein vorkommt. Selbst wenn wir jene vereinheitlichende Weltformel finden würden, welche die Quantenphysik mit der Relativitätstheorie vereint und wir die materielle Welt vollkommen erklären könnten, so sagt das immer noch nicht, wieso wir in dieser Welt nicht nur existieren, sondern diese auch bewusst erleben.

Solange das Leib-Seele-Problem in der Philosophie noch als Problem gesehen wird, nützt uns auch keine physikalische Weltformel etwas.

Mich wundert, dass Hawking das noch nicht bemerkt hat. Wo er doch an einen gelähmten Körper gefesselt ist und nur den Geist, sein Bewusstsein hat, um sich frei zu bewegen. Aber wahrscheinlich war er bisher immer zu sehr damit beschäftigt, seine Aufmerksamkeit auf die objektive Wirklichkeit zu lenken. Ich wünsche ihm, dass er die Weltformel endlich findet. Denn dann ist ihm nicht nur der Nobelpreis sicher. Er hätte danach auch die Zeit sich näher mit dem zu befassen, was all die Jahre sein eigentlichen Forschungsinstrument war: Sein Bewusstsein.

Ist Wachstum wirklich bähbäh?

Da lese ich doch heute wieder: "Je früher wir vom Wachstumswahn abkommen, desto milder wird dies hoffentlich ausfallen können." Da ist vom Kollaps die Rede und davon, dass wir die Erde unnötig belastet haben und daher aufhören müssen, an Wachstum zu glauben ... :-(
Ich verstehe diese Ablehnung des "Wachstumsbegriffs" nicht.
Er ist mit Sicherheit falsch definiert, da gebe ich jedem recht. Es darf nicht ins Wachstum eingerechnet werden, wenn man Millionen damit umsetzt, dass man die Folgen von Umweltkatastrophen aufräumt. Es darf nicht als Wachstum gelten, wenn mit mehr Subventionen mehr Fleisch produziert wird, dass dann mit neuerlichen Subventionen nach Afrika exportiert wird um dort den Marktpreis für die dort ansässigen Bauern zu ruinieren. Es sollte nicht als Wachstum gelten, wenn noch mehr Plastikmüll produziert wird, den niemand braucht, nur weil jeder Mensch irgendwas herstellen muss um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, völlig unabhängig davon, welcher ökologische Schaden vermieden werden könnte, wenn er einfach nichts tut.

Aber prinzipiell ist Wachstum etwas Gutes, weil es Evolution bedeutet. Diese Mär vom beschränkten Platz ist falsch verstandene Logik. Die Natur ist seit fast 4 Milliarden Jahren am Wachsen, obwohl die Erde seither nicht größer geworden ist.
Die Natur ist gewachsen, indem sie den Raum, der zunächst nur mit Einzellern gefüllt war, mit einer unglaublichen Biodiversität angefüllt hat. Und innerhalb dieser Biodiversität wuchs die Natur noch weiter "nach innen", indem sie - ohne mehr Platz zu brauchen - immer komplexeres Leben schuf, bis sie schließlich Lebewesen hervorbrachte, die sich ihrer selbst bewusst sind. DAS IST WACHSTUM. Unglaublich schnelles und effektives Wachstum sogar.
Wachstum bedeutet auch "Wachstum an Komplexität" und das müssen wir: Komplexer werden in unserer Technik. Alles andere wäre ein Rückschritt und würde uns in die Steinzeit katapultieren.

Die Devise muss heißen: Wachstum JA, aber in die richtige Richtung!
Technologisches Wachstum, um besser mit der Umwelt im Einklang stehende Energieversorgung zu haben.
Wachstum, um Technik zu haben, die effizienter mit Energie umgeht.
Wachstum, um eine Infrastruktur herzustellen, die eine Versorgung mit Nahrungsmittel für alle Menschen garantiert.
Es gibt so viele Bereiche in denen wir wachsen können und müssen, um eine humane Gesellschaft weltweit zu etablieren.

Lasst uns nicht das Wachstum verteufeln. Das Wachstum ist nur schlecht, wenn es ein mehr von dem bedeutet, von dem wir ohnehin schon zu viel haben. Wachstum von Kapitalismus ohne Rücksicht auf Menschlichkeit und Natur. Davon haben wir genug, dort sollten wir uns gesundschrumpfen. Aber im Bezug auf Innovationen im Bereich dezentrale Energieversorgung, soziales Miteinander, bessere Bildung, komplexere Technik für mehr Vernetzung, besseres Recycling von endlichen Rohstoffen usw., das sollten wir vorantreiben. Würden wir z.B. mehr Wachstum in das Prinzip "C2C - cradle to cradle" investieren, dann würde uns dies ermöglichen, dass wir weiter an Komplexität zulegen und die Wirtschaft, die Technik und der Wohlstand weltweit wachsen kann, ohne dass wir - was der Club of Rome in seinem "Grenzen des Wachstums" kritisierte - überhaupt noch irgendeine Ressource aus dem Boden graben müssen.

Lasst uns gemeinsam für Wachstum sorgen. In den richtigen Bereichen!

Donnerstag, 15. Dezember 2011

BGE ungerecht?

Seit ich den Beitrag Der Terra als Weltwährung und ein gerechtes Gesellschaftssystem geschrieben habe, werde ich immer wieder mit Menschen konfrontiert, die massiv gegen ein Bedingungsloses Grundeinkommen argumentieren. Um nicht jeden einzeln darauf antworten zu müssen, tue ich es hier einfach mal kollektiv:

Ich kann dieses ganze "keine Leistung ohne Gegenleistung" Geschwafel nicht mehr hören. Habt ihr denn wirklich keine Ahnung, wie das Finanzsystem funktioniert? Auch die Paranoia, dass "man mit seiner Arbeit jemanden finanzieren müsste, der selbst nichts tut" ist Ausgeburt einer völlig falschen Vorstellung. JETZT finanzieren wir alle mit unserer Arbeit ein paar Wenige, die nichts tun, nämlich all jene, die ihr "Geld arbeiten" lassen. Darüber solltet ihr euch einmal Gedanken machen.
Und auch darüber, wo Geld JETZT eigentlich herkommt. Es wird erschaffen - durch Kredite. Durch die Rückzahlung von Krediten wird es wieder vernichtet. Das unerkannt ungerechte daran ist nur, dass diese Erschaffung (und die damit verbundene leistungslose Partizipation an der Wertschöpfung) das Monopol weniger privater Institute ist.

Die von mir und anderen vorgeschlagene Finanzierung des BGE sozialisiert dieses Monopol wieder und bringt es dort hin, wo es hingehört:
Die Voraussetzung jeglicher Volkswirtschaft ist das Vorhandensein von Menschen, die an dieser Volkswirtschaft teilhaben. Ergo müssen auch die Transaktionsmittel von jedem einzelnen Menschen generiert werden und nicht nur von einigen Wenigen, die damit das Mittel in der Hand haben, jegliche Werte über Zinseszins und lange Zeiträume in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Das BGE (finanziert über "Lebensgeld")ist keine Sozialleistung der Fleißigen gegenüber den Faulen sondern die einzig gerechte Geldschöpfungsstrategie (!), die sich Menschen bisher ausgedacht haben.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

SPD bekennt endlich Farbe.

Mit dem Herrschaftspurpur hat die SPD auch farblich endlich nachvollzogen, was programmatisch schon lange ihre Linie ist: Weg vom arbeitenden Volk, hin zu den Herrschenden, die sowieso viel eher bestimmen, wer in Deutschland an die Macht kommt. Wenn die INSM, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (ein neudeutsches Synonym für kalten Sozialdarwinismus) mehr als 100 Millionen Euro an Etat erhält, um die Menschen via Talkshows auf die Neoliberale Linie zu bringen, dann hat die SPD nichts Eiligeres zu tun, als sich diesen Gesandten der Oligarchen als Diener anzubiedern.

Danke für diese neue Offenheit in der Farbgebung. Rot hat euch schon lange nicht mehr gestanden.

Montag, 5. September 2011

Weltbilder

Prinzipiell ist die Welt so aufgebaut, dass wir die in ihr enthaltenen Gegenstände von Außen betrachten können. Lediglich einen "Gegenstand" können wir von Innen betrachten - uns selbst. Daraus ergibt sich jedoch ein Problem. In der Philosophie ist dies als das Geist-Körper-Problem bekannt.
Wir sehen die Welt also mit zweierlei Augen. Das eine Auge zeigt uns den Körper, das andere Auge den Geist.

Dualisten sehen die Welt mit beiden Augen und meinen daher, es gäbe zwei Welten.

Materialisten kneifen ein Auge zu und meinen, das andere kann nur Illusionen vermitteln.

Idealisten kneifen das andere Auge zu und werfen den Materialisten eine falsche Sicht auf die Wirklichkeit vor.

Aber keiner scheint zu erkennen, dass mit zwei Augen EINE Wirklichkeit wahrgenommen wird.

Und es ist wie bei den physischen Augen auch:
Wenn man erkennt, dass beide Augen die selbe Welt zeigen, dann vergrößert sich plötzlich die Wahrnehmung um eine zusätzliche Dimension.

Im "Evolutionären Idealismus" löst diese zusätzliche Dimension die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Religion auf. Aber auch innerhalb dieser beiden Bereiche lösen sich manche Rätsel:
In der Wissenschaft wird die "Ursache" des Urknalls ebenso geklärt wie das Problem der Nichtlokalität des Quantenkollaps und das Problem des SEINs in der Quantenkosmologie (das übrigens auch in der Philosophie zu den Grundproblemen gehört: "Warum ist überhaupt ETWAS und nicht vielmehr NICHTS").
In der Religion löst sich das Theodizee-Paradoxon in gleicher Weise in Nichts auf, wie der Widerspruch zwischen der christlichen Nachtod-Vorstellung des Ewigen Lebens in Gemeinschaft mit Gott und der hinduistisch/buddhistischen Vorstellung der Reinkarnation.