Sonntag, 8. Januar 2012

Steven Hawking wird 70 - ohne Gott

Ganz ohne Zweifel: Stephen Hawking hat viel geleistet. Auch wenn seine Popularität - wie er selbst sagt - dem Archetypus des "behinderten Genies" geschuldet ist, den an den Körper gefesselten, engelgleichen Geist. So ist sein Werk doch ohne Gleichen. Er hat es geschafft, dem normalen Menschen eine Vorstellung davon zu verschaffen, was ein Schwarzes Loch ist. Aber damit nicht genug. Er ist nicht nur populärwissenschaftlicher Autor, er ist in erster Linie ein genialer Physiker, der - wie Gerüchte sagen - demnächst für den Nobelpreis vorgeschlagen wird. Außerdem ist er Inhaber des berühmten Lehrstuhls von Isaac Newton.

Aber wirklich berühmt wurde er durch seine provokativen Aussagen über Gott: „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen“. Damit hat er vermutlich recht. Daraus aber abzuleiten, dass es keinen Gott gäbe? Okay, einen Gott, der die Welt mit der Erde als Zentrum vor 5000 Jahren für den Menschen geschaffen hat, wird es wohl nicht geben. Aber nichts, was im Entferntesten mit dem Begriff Gott bezeichnet werden könnte? Das ist eine gewagte Aussage.

Aber Hawking ist Physiker und kein Philosoph und das merkt man in seinen Aussagen. Wenn er über Gott spricht, überschreitet er eindeutig seine Kompetenz.

Wir wissen mehr über die Welt der Metaphysik, als Hawkings bemerkt.
Wir wissen z.B., dass wir uns unseres Daseins bewusst sind und wir wissen, dass wir nicht wissen, warum wir uns unseres Daseins bewusst sein können.
Denn wenn Materie, Energie, Raum und Zeit das sind, was die Wissenschaft uns zurzeit sagen kann, dass sie seien, kommt Bewusstsein in dieser Welt nicht vor.
Daher können wir wissen, dass wir einen essenziellen Teil unserer Existenz wissenschaftlich noch nicht verstanden haben.
Das ist sehr viel und sollte uns in unseren Aussagen vorsichtiger machen. Wir können nicht sagen, was die Ursache einer Welt ist, in der etwas so grundlegendes wie Bewusstsein vorkommt. Selbst wenn wir jene vereinheitlichende Weltformel finden würden, welche die Quantenphysik mit der Relativitätstheorie vereint und wir die materielle Welt vollkommen erklären könnten, so sagt das immer noch nicht, wieso wir in dieser Welt nicht nur existieren, sondern diese auch bewusst erleben.

Solange das Leib-Seele-Problem in der Philosophie noch als Problem gesehen wird, nützt uns auch keine physikalische Weltformel etwas.

Mich wundert, dass Hawking das noch nicht bemerkt hat. Wo er doch an einen gelähmten Körper gefesselt ist und nur den Geist, sein Bewusstsein hat, um sich frei zu bewegen. Aber wahrscheinlich war er bisher immer zu sehr damit beschäftigt, seine Aufmerksamkeit auf die objektive Wirklichkeit zu lenken. Ich wünsche ihm, dass er die Weltformel endlich findet. Denn dann ist ihm nicht nur der Nobelpreis sicher. Er hätte danach auch die Zeit sich näher mit dem zu befassen, was all die Jahre sein eigentlichen Forschungsinstrument war: Sein Bewusstsein.

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