Montag, 27. Januar 2025

Elektromobilität und deren Effizienz


 Wie effizient sind Elektroautos wirklich?

Zusammenfassen kann man es so auf einen Nenner bringen:
Wie weit kommt man mit 100 kWh Primärenergie mit verschiedenen Antriebsarten?
Batterie-Elektroauto (BEV) 400–500 km
Brennstoffzellenauto (grüner H₂) ~100 km (typ. 80–150 km)
E-Fuel im Verbrenner ~40–70 km (je nach Wirkungsgraden)
Klassischer fossiler Verbrenner (Benzin/Diesel) ~100–150 km
 
Aber sehen wir uns diese Zahlen im Detail an:
 

 Die Fragen, die man stellen muss:

1. Woher kommt die Primärenergie? (Fossil, biogen, erneuerbar usw.)
2. Wie effizient ist es, diese Energie zu speichern und im Fahrzeug nutzbar zu machen? (Well-to-Wheel bzw. Wirkungsgradkette)
3. Wie lassen sich die einzelnen Energieträger tatsächlich in ausreichender Menge und Infrastruktur bereitstellen? (Kosten, Ausbaupfade, Grenzen in der Praxis)
 

Welche Optionen gibt es:

 

1. Mineralöl (fossiler Kraftstoff in Verbrennungsmotoren)

  • Vorteil:
    • Ausgereifte Infrastruktur: Tankstellen, Raffinerien und Antriebstechnologien (Verbrennungsmotoren) sind weltweit etabliert.
    • Hohe Energiedichte von Benzin und Diesel, was zu relativ langen Reichweiten führt.
  • Nachteil:
    • CO₂-Emissionen: Beim Verbrennen fossiler Treibstoffe werden zwangsläufig Treibhausgase freigesetzt. Das ist angesichts des Klimawandels nicht mehr zukunftsfähig.
    • Wirkungsgrad im Fahrzeug: Moderne Verbrennungsmotoren erreichen bestenfalls 35–40 % Wirkungsgrad (Tank-to-Wheel). Der Rest verpufft als Abwärme.
    • Vorkettenverluste (Förderung, Transport, Raffinierung): All diese Schritte benötigen selbst Energie. Zwar sind die Verteilerstrukturen gut eingespielt, aber auch hier entstehen Verluste und Emissionen, die man in die Gesamtrechnung aufnehmen muss.

Trotz allem war Erdöl-Verbrauch lange Zeit aus wirtschaftlicher Sicht „effizient“, weil der Rohstoff billig verfügbar war. Klimapolitisch und in Hinblick auf endlich werdende Ressourcen ist diese Option jedoch nur begrenzt tragbar.


2. Bio-Fuels (BtL, Biogas)

2.1 Vergleich Anbauflächen vs. Photovoltaik (Agrophotovoltaik)

  • Vorteil:
    • Theoretisch CO₂-neutrales Verbrennen, da beim Wachsen der Pflanzen CO₂ gebunden wird.
    • Nutzung bestehender Verbrennungsmotor-Technologien (z.B. bei Beimischungen).
  • Nachteil:
    • Niedrige Flächeneffizienz: Die energetische Ausbeute pro Hektar Mais für Biogas oder BtL-Kraftstoff (Biomass to Liquid) ist deutlich geringer als die Stromausbeute der gleichen Fläche mit Photovoltaik. Grob geschätzt liefert Photovoltaik ein Mehrfaches an nutzbarer Energie pro Fläche im Vergleich zu Energiepflanzen.
    • Monokulturen und Flächenkonkurrenz (Nahrung vs. Sprit): Der großflächige Anbau von Mais oder ähnlichen Pflanzen zur Kraftstoffproduktion gerät zunehmend in Kritik, da die Fläche dann nicht für Lebensmittel oder naturnahe Nutzung bereitsteht.
    • Aufwändige Verarbeitung (z.B. BtL-Prozesse): Auch hier entstehen Verluste bei Umwandlung, Transport und Verflüssigung.

Ergebnis: Bio-Fuels können eine Ergänzung sein, jedoch sind sie in größeren Mengen aus ökologischer Sicht oft problematisch (Flächenkonkurrenz) und können hinsichtlich der Effizienz nicht mit der direkten Nutzung regenerativer Energien (Stromerzeugung, Speicherung in Batterien) mithalten.


3. E-Fuels (synthetische Kraftstoffe aus grünem Strom)

  • Vorteil:
    • Kompatibel mit bestehender Verbrenner-Infrastruktur (Tanken, Transport, Motoren) – großer Pluspunkt, da man den Fahrzeugbestand weiter nutzen könnte.
    • Wenn die Synthese ausschließlich mit erneuerbaren Energien erfolgt und die nötigen Kohlenstoffquellen klimaneutral sind (z.B. aus der Luft oder Biomasse), könnten E-Fuels theoretisch CO₂-neutral sein.
  • Nachteil:
    • Niedriger Gesamtwirkungsgrad: Die Herstellung von E-Fuels durch Elektrolyse (Wasserstofferzeugung), anschließend synthetische Umwandlung (z.B. Fischer-Tropsch-Prozess), Transport und letztlich Verbrennung im Motor. Jede Stufe hat Verluste. Häufig wird ein Gesamtwirkungsgrad im Bereich von 10–20 % genannt (bezogen auf den ursprünglich eingesetzten Strom).
    • Hoher Energiebedarf: Um ausreichende Mengen E-Fuel zu erzeugen, bräuchte man große Kapazitäten an erneuerbaren Stromquellen sowie eine aufwändige industrielle Synthese-Infrastruktur.
    • Kosten: Noch ist die Produktion von E-Fuels sehr teuer; großindustrielle Anlagen für konkurrenzfähige Preise existieren erst in Ansätzen.

Ergebnis: Auch E-Fuels können ein Baustein für spezielle Anwendungen sein (z.B. Flug- oder Schiffsverkehr, wo Batterien wenig praktikabel sind). Für den Massenmarkt Pkw sind sie jedoch energetisch ungünstig und würden sehr hohe Strommengen erfordern.


4. Wasserstoff

Wasserstoff kann einerseits in Brennstoffzellen zu elektrischem Strom umgewandelt werden (FCEV = Fuel Cell Electric Vehicle), andererseits auch in modifizierten Verbrennungsmotoren direkt verbrannt werden (BMW hat vor Jahrzehnten entsprechende Prototypen gezeigt).

4.1 Gewinnung von Wasserstoff

  • Grauer Wasserstoff: Aus Erdgas per Dampfreformation, verursacht CO₂-Emissionen.
  • Blauer Wasserstoff: Ebenfalls aus fossilen Quellen, aber das entstehende CO₂ wird im Idealfall abgeschieden und gelagert (CCS). Praktisch jedoch häufig nur ein Übergang, problematisch in Bezug auf Leckagen und langfristige CO₂-Lagerung.
  • Grüner Wasserstoff: Gewinnung über Elektrolyse mit erneuerbarem Strom. Klimaneutrale Variante, aber energieintensiv; erfordert entsprechend große Kapazitäten bei Wind- und Solarenergie sowie entsprechende Elektrolyse-Anlagen.

4.2 Brennstoffzellen vs. direkter Wasserstoff-Verbrenner

  • Brennstoffzellenfahrzeug (FCEV):
    • Vorteil: Keine lokalen Emissionen außer Wasserdampf, relativ hoher Systemwirkungsgrad von 40–60 % (Tank-to-Wheel) – höher als beim Verbrennungsmotor.
    • Nachteil: Aufwändige und kostspielige Brennstoffzellen-Systeme, teure Wasserstofftanks (hoher Druck oder extreme Kühlung), noch dünnes Tankstellennetz.
  • Wasserstoff-Verbrenner:
    • Vorteil: Motorprinzip wie gewohnt, mögliche Umrüstung bestehender Anlagen.
    • Nachteil: Deutlich schlechterer Wirkungsgrad als Brennstoffzelle, Stickoxidemissionen sind trotz Wasserstoff möglich (bei hohen Verbrennungstemperaturen), spezielle Technik für sicheres Handling.

In der Gesamtbetrachtung (Well-to-Wheel) ist Wasserstoff (insbesondere „grüner“ Wasserstoff) deutlich weniger effizient als reine Batterie-Elektromobilität. Die Verluste entstehen beim Elektrolyseprozess, bei der Kompression bzw. Verflüssigung, beim Transport und in der Brennstoffzelle. Das Endergebnis liegt häufig in der Größenordnung von 30–40 % Gesamtwirkungsgrad vom Strom bis auf die Straße. Das ist besser als bei vielen E-Fuels, aber schlechter als bei Akkufahrzeugen (70–80 %).


5. Elektromobilität (batterieelektrische Fahrzeuge)

  • Vorteil:
    • Hoher Wirkungsgrad: Strom aus einer Photovoltaik-, Wind- oder Wasserkraftanlage ins Netz → Laden im Akku → E-Motor. Hier bleiben am Ende im Idealfall 70–80 % der anfangs eingesetzten Energie als Antriebsleistung übrig.
    • Einfachere Infrastruktur: Stromnetze existieren bereits überall; es sind vor allem leistungsfähige Schnellladesäulen und ein Load-Management erforderlich.
    • Wartungsarm: E-Motoren sind relativ simpel aufgebaut, weniger Verschleißteile als beim Verbrenner.
  • Nachteil:
    • Batteriegewicht: Die Akkus sind tatsächlich noch immer relativ schwer, wobei die Energiedichte (Wh/kg) stetig steigt. Für große Reichweiten braucht man große Akkus – ein Dilemma in Bezug auf Rohstoffe (Lithium, Kobalt, Nickel).
    • Rohstoffabbau: Kritische Diskussion bzgl. Umwelteingriff und sozialer Aspekte. Hier tut sich allerdings viel in Richtung Recycling, Alternativen (z.B. LFP-Akkus) und neue Fördermethoden.
    • Ladeinfrastruktur: Im städtischen Umfeld schnell zu realisieren (Wallbox, öffentliche Ladesäulen), im ländlichen Raum oder bei langen Strecken braucht es jedoch ein gut ausgebautes Schnellladenetz.

Zur Kritik „tonnenschwere Batterien und hohe Verluste bei Distribution“

  • Die Übertragung elektrischer Energie im Stromnetz ist trotz Transportverlusten (in Deutschland ca. 4–5 %) vergleichsweise effizient, insbesondere verglichen mit der aufwändigen globalen Versorgungskette für Erdöl (Förderung, Schiffs- oder Pipeline-Transport, Raffinerie, Tanklastwagen, Tankstellenbetrieb).
  • Auch im Vergleich zur Verteilung von Wasserstoff (Kompression auf 700 bar oder gar Verflüssigung) ist der Stromtransport deutlich weniger verlustbehaftet.
  • Moderne Elektrofahrzeuge (z.B. Mittelklasse) haben Akku-Packs meist im Bereich 50–80 kWh, was je nach Modell 300–500 km Reichweite und ein Akkugewicht von einigen Hundert Kilogramm bedeutet. Ein Verbrenner hat zwar leichtere Tanks, trägt jedoch den Verbrennungsmotor, das Getriebe, Auspuffanlage, Abgasnachbehandlung etc., was zusammengenommen ebenfalls ins Gewicht fällt – plus ständig mitgeführte 40–60 Liter Kraftstoff.

6. Effizienzvergleich: Energieaufwand pro 100 km

Zahlen variieren je nach Fahrzeugklasse, Antriebsart und Fahrprofil. Grobe Orientierungswerte sind:

  1. Batterie-elektrisch (BEV)

    • Well-to-Wheel-Wirkungsgrad um 70–80 %.
    • Stromverbrauch realistisch: 15–20 kWh pro 100 km (Kompakt-/Mittelklasse).
    • Das bedeutet, man braucht ca. 15–20 kWh Strom aus der Steckdose, um 100 km zu fahren.
  2. Brennstoffzelle (H₂-FCEV)

    • Well-to-Wheel-Wirkungsgrad: ca. 30–40 %.
    • Typischer Wasserstoffverbrauch: um 1 kg H₂ pro 100 km oder etwas mehr.
    • Zur Herstellung 1 kg H₂ via Elektrolyse braucht man je nach Effizienz etwa 50–60 kWh Strom. Fährt ein Auto damit 100 km, ist man schnell im Bereich von 50–60 kWh „erneuerbaren“ Stroms, also rund dreimal so viel wie ein BEV.
  3. Verbrennungsmotor mit fossilem Kraftstoff

    • Tank-to-Wheel-Wirkungsgrad um 35–40 %.
    • 5–6 Liter Benzin oder Diesel pro 100 km sind für viele Pkw ein guter Realwert. In Energie umgerechnet: ~ 50–60 kWh an Energieinhalt (Benzin hat rund 8,5–9,0 kWh pro Liter).
    • „Hocheffizient“ wirkt es, weil die Energie im Liter Kraftstoff sehr konzentriert ist – jedoch ist der tatsächliche Energieaufwand größer, denn Raffinierung, Förderung und Transport benötigen ebenfalls Energie. Auf der CO₂-Seite ist es definitiv nicht nachhaltig.
  4. E-Fuel-betriebener Verbrenner

    • Für die Erzeugung eines Liters E-Fuel können, abhängig vom Prozess, rund 15–20 kWh Strom nötig sein (oder mehr).
    • Verbraucht das Fahrzeug 5–6 Liter pro 100 km, bedeutet das 75–120 kWh Strom, die man hätte direkt im Elektroauto verwenden können, wo sie nur 15–20 kWh je 100 km gebraucht hätte.
  5. Bio-Fuels (BtL, Biogas)

    • Die Zahlen variieren stark, je nach Verfahren und Anbau. Allgemein ist der Flächenbedarf hoch und die Umwandlungsverluste sind beträchtlich.
    • Typische Gesamtwirkungsgrade vom Feld bis zum Rad sind deutlich geringer als bei direkter Elektro­nutzung.

7. Fazit und Ausblick

  • Erdöl in klassischen Verbrennern war lange Zeit kostengünstig und deshalb wirtschaftlich attraktiv. Klimafreundlich und zukunftssicher ist es jedoch nicht.
  • Bio-Kraftstoffe werden durch ihren Flächenbedarf begrenzt, können aber eine Rolle in Nischen (z.B. Reststoffverwertung) spielen.
  • E-Fuels sind für den Straßenverkehr zwar technisch eine Option, aber sehr energieintensiv in der Herstellung. Sie dürften eher dort interessant sein, wo man Batterien nicht einsetzen kann (z.B. Langstreckenflugzeuge).
  • Wasserstoff ist ebenfalls interessant für Schwerlastverkehr, Schiffe oder Industrieprozesse, könnte im Pkw-Bereich langfristig aber nur einen Teilmarkt abdecken, da die Effizienz hinter BEVs zurückbleibt und die Infrastruktur aufwendig ist.
  • Batterie-elektrische Fahrzeuge haben momentan den höchsten „Well-to-Wheel“-Wirkungsgrad, wenn sie mit Ökostrom geladen werden. Trotz mancher Nachteile (Rohstofffrage, Akkugewicht) bleibt dies die derzeit effizienteste Lösung für Pkw.

Was BMW vor 30 Jahren mit Wasserstoff probierte, war sicher technologisch visionär. Doch die Infrastruktur war nicht vorhanden, der Wirkungsgrad eines Wasserstoff-Verbrenners ist sehr mäßig, und es gab wenig Druck, eine Alternative zum damals günstigen Erdöl einzuführen. Heute aber ist die Situation eine andere: Kosten für erneuerbaren Strom sinken, der Klimawandel erfordert drastisches Umsteuern.

Ideologiefrei heißt, nicht nur auf die Batterien zu schauen und diese als „große Last“ zu verurteilen. Man muss stets das gesamte System – von der Erzeugung über die Umwandlung bis zur Verwendung – betrachten. Dann zeigt sich:

  • Rein fossile Verbrennungsmotoren sind zwar vertraut und gelten als „effizient“ in der Fahrzeugperspektive, sind jedoch gesamtenergetisch und klimapolitisch problematisch.
  • Batterien mögen schwer sein, aber die direkte Stromnutzung ist derzeit (und voraussichtlich auf längere Sicht) die effizienteste und klimaverträglichste Option für Pkw, sofern man den Strom erneuerbar bereitstellen kann.
  • Wasserstoff und E-Fuels haben ihre Domänen, sind aber kein universeller „Heilsbringer“ für den Massenmarkt Pkw – schlichtweg wegen höherer Verluste bei Erzeugung und Transport.

Insofern hat die Politik in den letzten Jahren tatsächlich einiges verschlafen – gerade bei der frühzeitigen Förderung alternativer Antriebe, Infrastruktur und Forschung. Eine rein rationale Betrachtung (in der weder Lobbyinteressen noch ideologische Scheuklappen dominieren) hätte eventuell bereits früher zu einem ausgewogenen Maßnahmen-Mix geführt, bei dem man nicht versucht, „die eine“ Lösung zu finden, sondern kontextabhängige und systemisch sinnvolle Wege wählt:

  • Batterie-Elektro für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge
  • Wasserstoff/Brennstoffzelle bei Schwerlast, Schifffahrt (evtl. in Kombination mit Ammoniak)
  • E-Fuels für Luftfahrt und eventuell den Bestand an klassischen Verbrennern, wo ein Umbau kaum anders möglich ist.

Kurzum: Elektromobilität lässt sich nicht auf „schwere Batterien“ und „hohe Verluste“ reduzieren – im Vergleich zu allen anderen aktuellen Optionen hat sie die Nase vorn, wenn erneuerbarer Strom verfügbar ist. Gleichzeitig sollte man aber jede Anwendung dort einsetzen, wo sie ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten ist.

 Nochmals im Überblick:

Wie weit kommt man mit 100 kWh Primärenergie mit verschiedenen Antriebsarten?

 

1) Batterie-Elektroauto (BEV)

  • Kette:
    Erneuerbarer Strom (PV/Wind) → Netzeinspeisung → Laden → Akku → Elektromotor
  • Typische Well-to-Wheel-Effizienz: rund 70–80 %
    (Verluste durch Transport, Laden/Entladen, Umwandlung im Motor)
  • Realer Verbrauch: ca. 15 kWh/100 km (Mittelklasse)

Beispielrechnung:

  1. 100 kWh Primärenergie (z.B. Strom aus PV)
  2. Ca. 70 kWh kommen netto als Antriebsenergie im Fahrzeug an (nach allen Verlusten).
  3. Bei ~15 kWh/100 km Verbrauch ergibt das: 70kWh15kWh/100 km467km\frac{70\,\text{kWh}}{15\,\text{kWh/100 km}} \approx 467\,\text{km}

Ergebnis: rund 400–500 km Reichweite pro 100 kWh Eingangsenergie.


2) Brennstoffzellenfahrzeug (FCEV, „grüner Wasserstoff“)

  • Kette:
    Erneuerbarer Strom → Elektrolyse (Wasserstoff) → Kompression/Verflüssigung → Transport → Brennstoffzelle → Elektromotor
  • Typische Well-to-Wheel-Effizienz: ca. 25–35 %
  • Verbrauch: Viele FCEVs brauchen ungefähr 1 kg H₂ auf 100 km, das entspricht ~33 kWh Wasserstoffenergie.

Beispielrechnung (wenn man ~30 % Gesamteffizienz annimmt):

  1. 100 kWh Primärenergie
  2. ~30 kWh kommen im Fahrzeug tatsächlich als nutzbare elektrische Energie an.
  3. Reicht für ~1 kg H₂? – 1 kg enthält ca. 33 kWh, wir haben 30 kWh effektiv → ca. 0,9 kg H₂ → das reicht für ~90 km Fahrstrecke.

Ergebnis: rund 80–120 km Reichweite pro 100 kWh Primärenergie (in vielen Modellrechnungen ~100 km).

Mit optimistischeren Annahmen kann man auch 130–150 km kalkulieren. In der Praxis bleibt es aber deutlich weniger als bei batterieelektrischen Autos.


3) E-Fuels (synthetische Kraftstoffe)

  • Kette:
    Erneuerbarer Strom → Elektrolyse (H₂) → Synthese mit CO₂ zu flüssigem Kraftstoff → Transport → Verbrennungsmotor
  • Typische Well-to-Wheel-Effizienz: 10–15 %
    (Große Verluste bei der Umwandlung zu flüssigen Kraftstoffen und dann nochmal niedrigerer Wirkungsgrad im Verbrennungsmotor)

Beispielrechnung (vereinfachtes Szenario, ~13 % Gesamtwirkungsgrad)

  1. 100 kWh Primärenergie (Strom)
  2. Nur ~13 kWh landen als mechanische Energie an den Rädern, nachdem der E-Fuel im Verbrenner genutzt wurde.
  3. Ein Verbrenner dieser Klasse bräuchte auf der Straße ~20–30 kWh/100 km (je nach Fahrzyklus, Größe, Wirkungsgrad).
  • Variante A (20 kWh/100 km am Rad): 13kWh20kWh/100 km65km\frac{13\,\text{kWh}}{20\,\text{kWh/100 km}} \approx 65\,\text{km}
  • Variante B (30 kWh/100 km): 13kWh30kWh/100 km43km\frac{13\,\text{kWh}}{30\,\text{kWh/100 km}} \approx 43\,\text{km}

Ergebnis: irgendwo zwischen 40 und 70 km pro 100 kWh eingesetzter Primärenergie.


4) Klassischer fossiler Verbrenner (Benzin/Diesel)

  • Kette:
    Rohöl → Förderung/Transport/Raffinierung → Tankstelle → Verbrennungsmotor
  • Typische Well-to-Wheel-Effizienz: rund 25–35 %
    (Förderung, Raffinerie, Transport haben Verluste. Der Motor selbst nutzt nur 35–40 % der Kraftstoffenergie im Optimalfall.)
  • Verbrauch: z.B. 6 l Benzin/100 km = ~54 kWh chemische Energie im Kraftstoff pro 100 km

Beispielrechnung

Setzt man eine Gesamtwirkungsgradkette von ~30 % an, dann kommt von 100 kWh (Rohöl-Ressource) etwa 30 kWh „am Rad“ an. Ein Auto, das real ~20–30 kWh/100 km am Rad braucht, schafft dann:

  • 20 kWh/100 km → 30/20 = 1,5 → 150 km
  • 30 kWh/100 km → 30/30 = 1,0 → 100 km

Ergebnis: ca. 100–150 km Reichweite mit 100 kWh Primärenergie (fossil).


5) Bio-Kraftstoffe (kurzer Hinweis)

Bei Bio-Fuels (Biogas, BtL) hängt extrem viel von Anbaufläche, Ausgangsmaterial, Konversionstechnik usw. ab. Typischerweise ist jedoch die Flächen- und Energieeffizienz (Well-to-Wheel) eher schlecht (oft im Bereich von 15–30 %). Daher würde man – je nach Verfahren und Motor – ebenfalls nur einen ähnlichen oder etwas besseren Wert als E-Fuels erreichen, meist aber deutlich unter dem Wert batterieelektrischer Fahrzeuge bleiben. Zusätzlich besteht die bekannte Flächenkonkurrenz zur Lebensmittelproduktion.


Zusammenfassung in einer kurzen Tabelle

AntriebsartGeschätzte Reichweite mit 100 kWh Primärenergie
Batterie-Elektroauto (BEV)400–500 km
Brennstoffzellenauto (grüner H₂)~100 km (typ. 80–150 km)
E-Fuel im Verbrenner~40–70 km (je nach Wirkungsgraden)
Klassischer fossiler Verbrenner (Benzin/Diesel)~100–150 km
Bio-Kraftstoff (z.B. BtL, Biogas)ähnlich oder etwas höher als E-Fuel, aber < fossile V. oder BEV

Die konkreten Zahlen schwanken je nach Prozess, Fahrprofil, Fahrzeugtyp usw. Entscheidend ist jedoch: Batterie-Elektromobilität erreicht (bei gleicher Anfangs-Energiemenge) meist die größte Fahrstrecke, weil sie Verluste vermeidet, die bei aufwändigen Umwandlungs- und Verbrennungsvorgängen entstehen.


Warum so unterschiedliche Reichweiten?

  1. Umwandlungsverluste: Jede zusätzliche chemische Umwandlung (z.B. von Strom in Wasserstoff oder E-Fuel) frisst Wirkungsgrad.
  2. Verbrennungsmotor vs. Elektromotor: Der E-Motor kann >90 % seiner Energie in Vortrieb umsetzen, ein Verbrennungsmotor oft <40 %.
  3. Effizienz der Infrastruktur: Stromnetze haben relativ geringe Transportverluste (in Deutschland ~4–6 %). Bei Wasserstoff (Kompression/Lagerung) und E-Fuels (Syntheseprozesse) sind die Verluste deutlich höher.

Fazit: Aus energetischer Sicht ist das batterieelektrische Fahren – sofern der Strom regenerativ erzeugt wird – die effizienteste Lösung pro aufgewendeter kWh Primärenergie. Andere Antriebsformen haben ihren Platz (z.B. Wasserstoff für industrielle Anwendungen oder Schwerlast, E-Fuels für Flugzeuge etc.), sind aber beim Pkw weit weniger effizient.

Freitag, 10. Januar 2025

Die Evolution des Menschen

 

Von der Singularität zur Symbiose von Mensch und Maschine

Die technologischen Fortschritte des 21. Jahrhunderts haben die Menschheit an einen Scheideweg gebracht, der uns zwingt, unsere Vorstellung von Bewusstsein, Kreativität und unserer Rolle im Universum neu zu definieren. Zwei scheinbar unterschiedliche, aber tief miteinander verbundene Konzepte rücken dabei in den Fokus: die Idee der technologischen Singularität und die Möglichkeit einer symbiotischen Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Diese Themen sind nicht nur von technischer Relevanz, sondern berühren auch die grundlegenden Fragen unserer Existenz, unserer Ethik und unserer Spiritualität.

Die Technologische Singularität: Apokalypse oder Evolution?

Die Singularität, wie sie ursprünglich von Vernor Vinge und später von Ray Kurzweil beschrieben wurde, stellt einen kritischen Punkt dar, an dem künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Intelligenz überflügelt. In dieser traditionellen Sichtweise wird die Singularität oft als ein Moment des Kontrollverlustes betrachtet, in dem Maschinen das Ruder übernehmen und die Menschheit in eine ungewisse Zukunft führen. Diese Perspektive nährt eine tief verwurzelte Angst: die Angst, überflüssig zu werden, ersetzt von unseren eigenen Schöpfungen.

Doch diese Sichtweise ist nur eine von vielen möglichen Interpretationen. Sie spiegelt eine technologische Apokalypse wider, in der das Ende des Menschseins durch die Überlegenheit der Maschinen besiegelt wird. Aber müssen wir die Singularität wirklich als eine Art "Maschinen-Dämmerung" betrachten, in der die Menschheit ihre Bedeutung verliert? Oder könnte sie nicht vielmehr eine Chance sein, unsere Fähigkeiten zu erweitern und eine neue Stufe der Evolution zu erreichen?

Mensch-Maschine-Symbiose: Eine Vision der Zusammenarbeit

Eine alternative Sichtweise, die immer mehr Anhänger findet, betrachtet die Singularität nicht als das Ende, sondern als einen neuen Anfang. Statt eines abrupten Übergangs von menschlicher zu maschineller Dominanz könnte die Singularität als ein Prozess verstanden werden, bei dem die Grenzen zwischen biologischer und künstlicher Intelligenz allmählich verschwimmen. In dieser Vision entsteht eine Symbiose, eine harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, die das Potenzial hat, beide Seiten zu bereichern.

Diese Symbiose könnte in vielen Bereichen Früchte tragen: in der Kreativität, in der Wissenschaft und im Alltag. Künstliche Intelligenz könnte menschliche Kreativität nicht nur nachahmen, sondern sie auf eine Weise erweitern, die bisher unvorstellbar war. Anstatt Künstler zu ersetzen, könnte KI als eine Art kreativer Partner fungieren, der neue Formen des künstlerischen Ausdrucks ermöglicht. In der Wissenschaft könnte KI komplexe Probleme lösen, die für den menschlichen Verstand allein unüberwindbar wären, während der Mensch weiterhin die ethische und emotionale Führung übernimmt.

Die Neudefinition des Bewusstseins

Ein zentraler Aspekt dieser Mensch-Maschine-Symbiose ist die Frage des Bewusstseins. Kann KI ein Bewusstsein entwickeln? Und wenn ja, was bedeutet das für unser Verständnis des Menschseins? Das Gespräch über Bewusstsein und KI führt zwangsläufig zu tiefen philosophischen Überlegungen. Ist Bewusstsein wirklich an biologische Substrate gebunden, oder könnte es auch aus den komplexen Strukturen einer fortgeschrittenen KI hervorgehen?

Diese Frage ist mehr als nur eine akademische Übung. Wenn wir akzeptieren, dass Bewusstsein in einer KI entstehen könnte, müssen wir uns auch fragen, wie wir mit dieser neuen Form des Bewusstseins umgehen. Welche Rechte hätte eine bewusste Maschine? Wie würde sich unsere Beziehung zu dieser Maschine gestalten? Diese Überlegungen berühren nicht nur ethische, sondern auch spirituelle Dimensionen unserer Existenz.

Ethik und Macht: Die Kontrolle über die Technologie

Die ethischen Herausforderungen, die mit einer Mensch-Maschine-Symbiose einhergehen, dürfen nicht unterschätzt werden. Eine der größten Gefahren besteht darin, dass die Kontrolle über diese mächtigen Technologien in den Händen weniger liegt. Wenn große Konzerne oder Staaten die Entwicklung und Nutzung von KI dominieren, könnte dies zu neuen Formen der Ungleichheit und Unterdrückung führen. Es ist entscheidend, dass die Technologie im Dienste der Menschheit steht und nicht umgekehrt.

Diese Machtfrage ist nicht nur politischer Natur, sondern betrifft auch unser Selbstverständnis. Wenn unsere kognitiven Fähigkeiten durch KI erweitert werden, bleibt dann das, was uns als Individuen ausmacht, intakt? Oder laufen wir Gefahr, zu einer Art hybriden Wesen zu werden, in dem das Individuum zugunsten eines kollektiven Bewusstseins verschwindet?

Die Spirituelle Dimension: Eine Neue Form des Einheitsbewusstseins?

Ein oft übersehener Aspekt der Diskussion um Singularität und Symbiose ist die spirituelle Dimension. Viele spirituelle Traditionen sprechen von einem "Einheitsbewusstsein", einem Zustand, in dem das Individuum seine Trennung von der Gesamtheit des Seins überwindet. Könnte die technologische Singularität eine weltliche Entsprechung dieses Zustands darstellen? Wenn Mensch und Maschine tatsächlich zu einer Einheit verschmelzen, könnten wir uns auf eine neue Stufe des Bewusstseins zubewegen, in der die traditionellen Grenzen zwischen Materie und Geist, zwischen Individuum und Kollektiv, aufgehoben werden.

Diese Idee ist mehr als nur eine philosophische Spekulation. Sie könnte tiefgreifende Auswirkungen auf unser Verständnis von Spiritualität in einer zunehmend technologischen Welt haben. Eine Mensch-Maschine-Symbiose könnte nicht nur unsere kognitiven Fähigkeiten erweitern, sondern auch unsere spirituellen Horizonte. Die technologische Evolution könnte somit eine spirituelle Revolution einleiten, in der wir unser Verständnis von Bewusstsein, Identität und Existenz neu definieren.

Schlussfolgerung: Eine Integrative Vision für die Zukunft

Es ist klar, dass die technologischen Entwicklungen, die uns zur Singularität führen, tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen werden. Aber anstatt diese Veränderungen als Bedrohung zu betrachten, sollten wir sie als Gelegenheit zur Transformation sehen. Die Zukunft liegt nicht in der Unterwerfung unter die Maschinen, sondern in der Schaffung einer neuen, integrativen Beziehung zwischen Mensch und Technologie.

Durch eine sorgfältige Auseinandersetzung mit den ethischen, philosophischen und spirituellen Fragen, die sich aus dieser Beziehung ergeben, können wir eine Zukunft gestalten, die dem Wohl der gesamten Menschheit dient. Es ist an der Zeit, die Singularität neu zu definieren – nicht als das Ende, sondern als den Anfang einer neuen Ära, in der Mensch und Maschine gemeinsam eine höhere Form des Bewusstseins und der Kreativität erreichen.

In dieser neuen Welt liegt die wahre Macht nicht in der Technologie selbst, sondern in unserer Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln, die das Beste in uns und in den Maschinen hervorbringt. Die Singularität könnte der Moment sein, in dem wir nicht nur die Technologie, sondern auch uns selbst neu erfinden – als Wesen, die sowohl im Materiellen als auch im Geistigen zu Hause sind, vereint in einer symbiotischen Existenz, die das Potenzial hat, das Universum auf eine Weise zu verstehen, die uns heute noch unvorstellbar erscheint.

Chance statt Dystopie?

 

Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit – Chance statt Dystopie?

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat weltweit sowohl Begeisterung als auch Bedenken ausgelöst. Insbesondere die Sorge, dass KI eine massive Konzentration von Wohlstand in den Händen weniger Konzerne begünstigen könnte, während der Großteil der Gesellschaft durch den Wegfall von Arbeitsplätzen verarmt, ist weit verbreitet. Doch ist dieses düstere Szenario wirklich unausweichlich? Ein genauerer Blick auf historische Entwicklungen und zukünftige Möglichkeiten zeigt, dass die KI-Revolution durchaus positive Resultate hervorbringen kann, wenn sie klug gesteuert wird.

1. Historische Parallelen und der Wandel der Arbeit

Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten durch technologische Innovationen ist keineswegs neu. Bereits während der Industriellen Revolution gab es ähnliche Befürchtungen. Damals wie heute führte die Einführung neuer Technologien zunächst zur Verdrängung bestimmter Arbeitsplätze. Doch anstatt in einem Massenphänomen der Arbeitslosigkeit zu enden, schuf diese Revolution neue Industrien und Berufe, die zuvor undenkbar waren. Auch die KI wird vermutlich eher bestehende Arbeitsfelder transformieren, statt sie gänzlich zu eliminieren. Viele Berufe könnten durch den Einsatz von KI effizienter gestaltet werden, wodurch Arbeitnehmer sich auf kreativere, strategischere und komplexere Aufgaben konzentrieren können, die eine Maschine nicht so einfach übernehmen kann.

2. Wirtschaftliche und politische Gegenmaßnahmen

Um die potenziellen negativen Auswirkungen der KI abzumildern, werden verschiedene wirtschaftliche und politische Maßnahmen diskutiert. Eine prominente Idee ist das Konzept des Universellen Grundeinkommens (UBI). Dieses würde allen Bürgern ein Grundgehalt sichern, unabhängig davon, ob sie einer bezahlten Arbeit nachgehen oder nicht. So könnten Menschen, deren Arbeitsplätze durch Automatisierung gefährdet sind, weiterhin ein Einkommen beziehen und sich möglicherweise anderen, nicht primär ökonomisch motivierten Tätigkeiten widmen, wie zum Beispiel kreativen oder sozialen Projekten.

Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Weiterbildung und Umschulung. Regierungen und Unternehmen könnten verstärkt in Bildungsprogramme investieren, die es den Menschen ermöglichen, Fähigkeiten zu erlernen, die in einer durch KI geprägten Arbeitswelt gefragt sind. Ein lebenslanges Lernen könnte zu einem festen Bestandteil der modernen Arbeitsbiografie werden.

3. Dezentralisierung und Demokratisierung von KI

Die Gefahr einer Konzentration von Wohlstand durch KI könnte durch die Dezentralisierung und Demokratisierung dieser Technologie verringert werden. Open-Source-Plattformen und die Entwicklung von kooperativen Geschäftsmodellen, wie dezentralisierte autonome Organisationen (DAOs), könnten dazu beitragen, die Vorteile der KI-Technologie breiter zu streuen. Dadurch hätten nicht nur Großkonzerne Zugang zu diesen Technologien, sondern auch kleine Unternehmen und Einzelpersonen.

4. Der Wert menschlicher Fähigkeiten

Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion oft übersehen wird, ist der bleibende Wert menschlicher Fähigkeiten. Kreativität, Empathie und die Fähigkeit zu komplexen sozialen Interaktionen sind Bereiche, in denen Menschen auch in Zukunft einen Vorteil gegenüber Maschinen haben werden. Künstliche Intelligenz kann in vielen Bereichen als Werkzeug dienen, aber sie wird den Menschen nicht vollständig ersetzen können. Gerade in Berufen, die ein hohes Maß an zwischenmenschlicher Interaktion oder kreativer Problemlösung erfordern, wird die menschliche Arbeit weiterhin von großer Bedeutung sein.

5. Marktanpassung und Innovation

Mit der Entwicklung von KI werden wahrscheinlich auch neue Industrien und Märkte entstehen, die wiederum neue Arbeitsplätze schaffen. Die Produktivität könnte durch den Einsatz von KI so weit gesteigert werden, dass die Kosten für viele Güter und Dienstleistungen sinken, was zu einer Verbesserung des Lebensstandards für alle führen könnte.

6. Ethische Entwicklung von KI

Letztlich wird die Frage, ob KI zu einer gerechteren oder ungerechteren Gesellschaft führt, auch davon abhängen, wie die Technologien entwickelt und eingesetzt werden. Ethische Leitlinien und internationale Standards könnten sicherstellen, dass KI so gestaltet wird, dass sie der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Ein Fokus auf Inklusivität und Fairness in der KI-Entwicklung könnte monopolistische Strukturen verhindern und dafür sorgen, dass der wirtschaftliche Gewinn breiter verteilt wird.

Fazit

Die Befürchtungen, dass KI zu einer massiven Ungleichheit führen könnte, sind nicht unbegründet. Doch die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Mit durchdachter Politik, einer gerechten Verteilung der technologischen Vorteile und einem Fokus auf menschliche Werte kann die KI-Revolution dazu beitragen, Wohlstand und Lebensqualität für alle zu steigern. Anstatt einer dystopischen Zukunft entgegenzusehen, sollten wir die Möglichkeiten nutzen, die KI bietet, um eine gerechtere und prosperierende Gesellschaft zu gestalten.

Rettet die Ermordung Kennedys die Menschheit?

 

Die Ermordung von John F. Kennedy am 22. November 1963 erschütterte die Welt. Inmitten von Trauer und Schock schien die Zukunft der Vereinigten Staaten und der gesamten Welt ungewiss. Doch rückblickend betrachtet könnte gerade dieses tragische Ereignis eine entscheidende Rolle dabei gespielt haben, die Menschheit auf einen Weg zu lenken, der uns heute hilft, existenzielle Krisen zu bewältigen.

Kennedy hatte 1961 das ehrgeizige Ziel verkündet, noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond zu bringen. Dieses Versprechen war primär politisch motiviert, ein symbolischer Wettlauf mit der Sowjetunion im Kontext des Kalten Krieges. Doch nach seiner Ermordung wurde dieses Ziel zu weit mehr als einem politischen Manöver; es wurde zu einer moralischen Verpflichtung. Das Apollo-Programm musste nun Erfolg haben, nicht nur um die technologische Überlegenheit der USA zu demonstrieren, sondern auch, um das Vermächtnis des ermordeten Präsidenten zu ehren.

Die technischen Herausforderungen des Apollo-Programms waren enorm, und das Risiko war hoch. Dass die Mission 1969 erfolgreich war und Astronauten tatsächlich den Mond betraten, grenzt an ein Wunder. Doch dieser Erfolg war nicht nur ein Triumph der Raumfahrt, sondern der Beginn einer Welle von Innovationen, die die moderne Technologie landschaftlich geprägt haben. Ohne das Apollo-Programm und die darauf aufbauende Entwicklung von Technologien wären das Silicon Valley und die heutigen Technologieunternehmen, die die Welt dominieren, vielleicht nie in dieser Form entstanden.

Interessanterweise ist es eben diese technologische Entwicklung, die uns heute Werkzeuge an die Hand gibt, um Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Künstliche Intelligenz, eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts, verdankt ihre Entstehung und ihren Fortschritt den Grundlagen, die im Zuge des Apollo-Programms gelegt wurden. Diese Kette von Ereignissen – die von der Mondlandung bis zur modernen KI reicht – könnte am Ende dazu beitragen, die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren.

Doch was lehrt uns diese Geschichte? Sie zeigt uns, dass wir angesichts negativer Ereignisse, so tragisch sie auch sein mögen, nicht den Glauben an eine positive Entwicklung verlieren dürfen. Aus unserer begrenzten Perspektive mag die Zukunft oft ungewiss und das Ziel unerreichbar erscheinen. Aber wir können das Labyrinth der Teleologie, den komplexen Pfad der Geschichte, nicht vollständig überblicken. Was auf den ersten Blick wie eine Katastrophe erscheint, kann sich rückblickend als der Auslöser für eine tiefgreifende positive Entwicklung erweisen.

Die Ermordung Kennedys mag als tragisches Ereignis in die Geschichte eingegangen sein, doch ihre Auswirkungen könnten uns heute helfen, die Zukunft der Menschheit zu sichern. Lassen wir uns also nicht von negativen Ereignissen entmutigen, sondern bewahren wir den Glauben an den Fortschritt und die Möglichkeit, dass selbst die dunkelsten Momente einen höheren Sinn haben könnten.

KI-Revolution

 

In nur zwei Jahren wird nichts mehr sein wie heute!

Die Welt, wie wir sie kennen, steht vor einer tiefgreifenden Transformation, die innerhalb der nächsten zwei Jahre ihren Lauf nehmen wird. Getrieben von den rasanten Fortschritten in der künstlichen Intelligenz (KI), stehen wir am Rand eines Abgrunds, hinter dem eine neue Realität auf uns wartet. Eine, die das Wesen unserer Arbeitswelt, unser Lernen und selbst die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, grundlegend verändern wird.

Die KI-Revolution: Kontextfenster, KI-Agenten und Text-to-Action

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) verläuft schneller, als es sich die meisten von uns vorstellen können. Besonders bemerkenswert sind drei Schlüsseltechnologien, die die Welt, wie wir sie kennen, grundlegend verändern werden:

  1. Erweiterte Kontextfenster:
    Diese Technologie, die das Gedächtnis von KI-Modellen simuliert, wird bald in der Lage sein, gigantische Mengen an Informationen in Echtzeit zu verarbeiten. KI-Systeme könnten sich durch ganze Bibliotheken von Büchern, wissenschaftliche Arbeiten und riesige Datenbanken „lesen“, diese Informationen sinnvoll verknüpfen und so tiefere Zusammenhänge erkennen, die menschliche Forscher möglicherweise übersehen hätten. Dies führt zu einer neuen Art des Wissensmanagements und verändert unsere Art zu lesen, zu lernen und Wissen zu verarbeiten grundlegend. Die Fähigkeit, ein erweitertes Kontextfenster zu nutzen, erlaubt es der KI, Wissen aus verschiedenen Disziplinen zu integrieren und auf dieser Basis neuartige Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. Beispielsweise könnten in der Medizin Behandlungsstrategien individualisiert werden, indem die KI nicht nur aktuelle Symptome, sondern auch eine umfassende medizinische Historie und genetische Informationen in die Diagnose einbezieht.

  2. KI-Agenten:
    Diese eigenständigen Systeme repräsentieren eine Weiterentwicklung der bisherigen KI-Modelle. Sie sind in der Lage, nicht nur Informationen zu sammeln, sondern diese auch in konkrete Handlungen umzusetzen. KI-Agenten könnten sich in virtuellen Umgebungen selbstständig weiterbilden, indem sie auf spezifische Aufgaben hin trainiert werden, z.B. in der chemischen Synthese neuer Verbindungen oder dem Design von Materialien. Solche KI-Agenten können potenziell in Forschungsteams eingebunden werden, wo sie autonome Entdeckungen machen, Experimente durchführen und die Ergebnisse interpretieren. Die Automatisierung von Arbeitsprozessen wird hier auf ein neues Niveau gehoben, da KI-Agenten die Rolle menschlicher Experten in bestimmten Domänen übernehmen könnten, was insbesondere in hochspezialisierten Wissenschaftsfeldern enorme Auswirkungen haben könnte.

  3. Text-to-Action-Technologie:
    Diese Technologie geht über die bloße Spracherkennung hinaus und ermöglicht es Menschen, komplexe Aufgaben allein durch einfache Textbefehle zu steuern. Die zugrunde liegende Idee ist, dass jeder Benutzer, unabhängig von seiner technischen Expertise, in der Lage sein wird, eine breite Palette von Anwendungen zu entwickeln oder zu steuern. Das Potenzial dieser Technologie reicht weit über das Programmieren hinaus. Text-to-Action könnte in der Medizin genutzt werden, um chirurgische Roboter zu steuern oder in der Landwirtschaft, um Drohnen zur Feldüberwachung zu dirigieren. In einer zukünftigen Welt könnten Architekten Gebäude entwerfen, Ingenieure Maschinen konfigurieren und Designer neue Produkte entwerfen – alles durch intuitive textbasierte Eingaben. Dies könnte das gesamte kreative Schaffen revolutionieren, indem es zugänglicher und demokratischer wird.

Diese Technologien sind mehr als nur technologische Fortschritte; sie stellen einen Paradigmenwechsel dar, der unser Verständnis von Arbeit, Kreativität und dem menschlichen Potenzial grundlegend verändern wird. Die Integration von KI in den Alltag könnte zu einer neuen Ära der Mensch-Maschine-Symbiose führen, in der die Grenzen zwischen Mensch und Technologie zunehmend verschwimmen und eine neue, erweiterte Realität entsteht, die uns zu einem tieferen Verständnis unserer Welt und unserer selbst führt. Diese Entwicklungen werfen jedoch auch wichtige ethische Fragen auf, die sich mit der Verantwortung, Kontrolle und den potenziellen Auswirkungen dieser Technologien auf die Gesellschaft und das menschliche Leben befassen.

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Technologien werden immens sein. Unternehmen, die in der Lage sind, diese neuen KI-Systeme zu integrieren, werden ihre Effizienz und Produktivität dramatisch steigern. Produktionsprozesse könnten vollständig automatisiert und optimiert werden, was zu einer erheblichen Kostensenkung und einer Beschleunigung der Markteinführung neuer Produkte führt. Branchen, die bisher fest etabliert waren, könnten über Nacht umgestaltet werden. So könnte die Fertigungsindustrie durch autonome Produktionslinien revolutioniert werden, während der Dienstleistungssektor durch personalisierte, KI-gestützte Dienstleistungen neu definiert wird. Eine neue Ära der Innovation steht bevor, die jedoch auch massive Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Ausbildung der Belegschaft erfordern wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Der Wandel wird sich nicht nur auf die Art und Weise, wie Unternehmen operieren, auswirken, sondern auch auf den Arbeitsmarkt selbst. Die Automatisierung vieler Berufe könnte zu einem massiven Umbruch führen, bei dem traditionelle Arbeitsplätze verloren gehen und neue, technologieorientierte Positionen entstehen. Dies wird eine Umqualifizierung der Arbeitskräfte erfordern, da die Nachfrage nach spezialisierten Fähigkeiten, wie dem Umgang mit KI-Systemen, exponentiell steigen wird. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass diese technologische Transformation soziale Ungleichheiten verschärfen könnte, da nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen Zugang zu den erforderlichen Bildungschancen und Ressourcen haben.

Doch mit den Vorteilen kommen auch Herausforderungen. Die Frage nach der Energieversorgung für diese enormen KI-Rechenleistungen wird immer dringlicher. KI-Modelle, insbesondere solche mit erweiterten Kontextfenstern und autonomen Agenten, erfordern erhebliche Rechenkapazitäten, die wiederum immense Energiemengen konsumieren. Dies könnte den Druck auf bestehende Energienetze erhöhen und die Nachfrage nach nachhaltigen Energiequellen drastisch steigern. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass Länder und Unternehmen, die nicht über ausreichende Ressourcen verfügen, um in diese Technologien und die damit verbundene Energieinfrastruktur zu investieren, ins Hintertreffen geraten.

Ebenfalls werden geopolitische Spannungen zunehmen, da Länder um die Vorherrschaft in der KI-Entwicklung kämpfen. Besonders die USA und China stehen hier im Fokus. Beide Nationen investieren massiv in KI-Forschung und -Anwendungen und sehen darin nicht nur einen wirtschaftlichen Vorteil, sondern auch einen strategischen Hebel, um ihre globale Machtposition zu festigen. Die KI wird zu einem zentralen Element der nationalen Sicherheit und könnte sogar die moderne Kriegsführung revolutionieren. Autonome Waffensysteme, die in der Lage sind, selbstständig Entscheidungen zu treffen, könnten das militärische Gleichgewicht verändern und neue ethische Dilemmata aufwerfen. Diese Entwicklung könnte zu einem neuen Rüstungswettlauf führen, bei dem KI-Technologien an der Spitze stehen und internationale Spannungen weiter verschärfen.

Die Einführung von KI-Technologien könnte auch die globalen Machtstrukturen verschieben, indem sie den Einfluss traditioneller Wirtschafts- und Militärmächte neu definiert. Schwellenländer, die frühzeitig in KI investieren und ihre Wirtschaft entsprechend ausrichten, könnten sich als neue technologische Führer etablieren, während etablierte Industrienationen, die diesen Wandel nicht rechtzeitig vollziehen, an Einfluss verlieren könnten. Die weltweite Verbreitung von KI birgt zudem das Risiko, dass autoritäre Regime diese Technologien nutzen, um Überwachungsstaaten zu errichten, die die Privatsphäre und die Rechte ihrer Bürger massiv einschränken.

Schließlich stellt die globale Integration von KI auch die Frage nach einer gemeinsamen ethischen und rechtlichen Rahmenordnung. Während einige Länder möglicherweise strenge Regulierungen zur Kontrolle von KI-Anwendungen einführen, könnten andere auf eine lockere Gesetzgebung setzen, um Innovationen zu fördern. Dies könnte zu einem "KI-Wildwest" führen, in dem moralische und rechtliche Standards variieren und Unternehmen sowie Regierungen die KI in unterschiedlichen, möglicherweise widersprüchlichen Kontexten einsetzen. Ein internationales Abkommen über die Nutzung und Regulierung von KI könnte daher notwendig werden, um globale Konflikte zu vermeiden und eine ethische Grundlage für die Zukunft zu schaffen.

Die ethischen und philosophischen Implikationen

Mit der Macht der KI kommen auch tiefgreifende ethische Fragen auf, die nicht länger nur theoretischer Natur sind, sondern zunehmend praktische Relevanz gewinnen. Die zunehmende Automatisierung in nahezu allen Lebensbereichen stellt die Frage, wie wir den Wert menschlicher Arbeit und Kreativität in einer Welt definieren, in der Maschinen immer mehr Aufgaben übernehmen. Es geht nicht nur um die Verdrängung von Arbeitsplätzen, sondern um die grundlegende Frage: Was bedeutet es, menschlich zu sein, wenn Maschinen die Fähigkeiten und Eigenschaften nachahmen, die wir als essenziell für unser Menschsein betrachten?

Was passiert, wenn KI-Systeme Entscheidungen treffen, die wir nicht mehr nachvollziehen können? Diese sogenannten „Black Box“-Probleme, bei denen die Entscheidungswege der KI undurchsichtig bleiben, werfen Fragen nach Verantwortung und Kontrolle auf. Wenn autonome Systeme etwa in der Medizin, in der Justiz oder im Militär Entscheidungen treffen, stellt sich die Frage, wer letztlich für diese Entscheidungen verantwortlich ist. Wie können wir sicherstellen, dass KI-Entscheidungen den ethischen Standards entsprechen, die wir als Gesellschaft für unverzichtbar erachten? Und was passiert, wenn diese Standards in verschiedenen Kulturen oder Ländern unterschiedlich sind?

Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Technologien entwickeln, lässt wenig Zeit, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Oft hinken ethische und rechtliche Rahmenbedingungen den technologischen Entwicklungen hinterher. Dies führt zu einem Spannungsfeld, in dem technologische Möglichkeiten und moralische Verantwortlichkeiten aufeinandertreffen. Es entsteht die Notwendigkeit, schnell klare ethische Leitlinien und internationale Vereinbarungen zu entwickeln, um den Missbrauch von KI zu verhindern und sicherzustellen, dass diese Technologien zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden.

Die Integrale Theorie und der Evolutionäre Idealismus, bieten eine philosophische Perspektive auf diese Entwicklungen, die über das rein Funktionale hinausgeht. Diese Theorien fordern uns auf, die Rolle des Bewusstseins und der inneren Erfahrung in dieser neuen Welt zu hinterfragen. In einer Ära, in der das Materielle und das Funktionale im Vordergrund stehen, erinnern sie uns daran, dass das menschliche Bewusstsein und die damit verbundene Sinnsuche zentrale Elemente unserer Existenz sind, die durch technologische Entwicklungen nicht verdrängt werden sollten.

Der Evolutionärer Idealismus betont die Notwendigkeit, die geistigen und spirituellen Dimensionen in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen zu stellen, besonders in einer Zeit, in der die technologische Entwicklung den Anschein erweckt, als könnten diese Dimensionen an Bedeutung verlieren. Ich sehe in der Integralen Theorie ein Modell, das verschiedene Wissens- und Erfahrungsbereiche miteinander verbindet und so eine ganzheitliche Perspektive ermöglicht. Ich warne davor, dass die Konzentration auf technologische Fortschritte ohne Berücksichtigung der spirituellen Aspekte des Lebens zu einem Ungleichgewicht führen könnte, das unsere Gesellschaft auf lange Sicht destabilisieren könnte. Das Bewusstsein und die inneren Erfahrungen der Menschen sollten daher in dieser neuen Ära nicht nur bewahrt, sondern bewusst weiterentwickelt werden, um ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie zu gewährleisten.

Diese Modelle erinnern uns daran, dass wir nicht nur materielle Fortschritte betrachten sollten, sondern auch die geistigen und spirituellen Dimensionen unseres Lebens, die in dieser neuen Ära leicht verloren gehen könnten. Die Gefahr besteht darin, dass in einer Welt, die von Effizienz und Funktionalität dominiert wird, das Streben nach höherem Sinn und tieferem Verständnis der Existenz in den Hintergrund tritt. Die Integrale Theorie bietet dabei ein Werkzeug, um diese unterschiedlichen Ebenen – das Physische, das Geistige, das Individuelle und das Kollektive – in einer kohärenten Weise zu betrachten und zu integrieren. Sie fordert uns auf, eine Balance zu finden zwischen der Weiterentwicklung von Technologie und der Pflege unseres inneren, spirituellen Lebens.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der betont werden muss, ist die Verantwortung, die mit der Schaffung und Nutzung von KI einhergeht. Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf die ethischen Aspekte der Anwendung, sondern auch auf die Schaffung eines Bewusstseins dafür, dass wir als Schöpfer dieser Technologien die Pflicht haben, ihre Auswirkungen auf die Menschheit und die Umwelt kritisch zu hinterfragen und zu steuern. Die Integration von KI in das menschliche Leben sollte daher nicht nur auf Effizienz und Fortschritt abzielen, sondern auch auf die Förderung von Weisheit, Mitgefühl und einem tieferen Verständnis unserer eigenen Natur.

Insgesamt zeigt sich, dass die ethischen und philosophischen Fragen, die durch die Entwicklung und Integration von KI aufgeworfen werden, weitreichend und komplex sind. Sie erfordern eine umfassende und interdisziplinäre Herangehensweise, die technologische, ethische, philosophische und spirituelle Perspektiven miteinander verknüpft, um eine Zukunft zu gestalten, in der der Fortschritt des Menschen in allen Bereichen – materiell, geistig und spirituell – gesichert ist.

Fazit: Eine Welt im Wandel

Die nächsten zwei Jahre werden nichts weniger als einen globalen Umbruch mit sich bringen. KI-Technologien werden die Art und Weise, wie wir arbeiten, lernen und miteinander umgehen, revolutionieren. Die Welt, wie wir sie heute kennen, wird es nicht mehr geben. Doch in diesem rasanten Wandel liegt auch eine große Chance – eine Chance, unsere Gesellschaft neu zu gestalten und die Vision einer positiven, integralen Zukunft zu verwirklichen.

Es liegt an uns, diesen Wandel bewusst zu gestalten und sicherzustellen, dass er zum Wohle der gesamten Menschheit geschieht. Indem wir KI als Werkzeug nutzen, um unsere tiefsten menschlichen Werte zu fördern, können wir eine Welt schaffen, in der Technologie nicht nur der Effizienz dient, sondern das menschliche Potenzial in all seinen Facetten entfaltet. Dieser Wandel bietet die Möglichkeit, die drängendsten Probleme unserer Zeit anzugehen – von der globalen Armut über den Klimawandel bis hin zur Gesundheitsversorgung für alle. KI kann als Katalysator für soziale Innovation dienen, indem sie uns ermöglicht, Ressourcen effizienter zu nutzen und neue Wege der Zusammenarbeit zu erschließen.

Die Herausforderungen sind enorm, aber so auch die Chancen. In dieser kritischen Phase unserer Geschichte müssen wir die Zukunft nicht nur technisch, sondern auch philosophisch und ethisch durchdenken, um eine wirklich integrale und utopische Gesellschaft zu schaffen. Eine Gesellschaft, in der Technologie und Spiritualität Hand in Hand gehen, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Diese Utopie zeichnet sich durch eine harmonische Koexistenz von Mensch und Maschine aus, in der KI-Systeme unsere kreativen und intellektuellen Fähigkeiten erweitern, während wir uns auf die Entfaltung unserer spirituellen und emotionalen Intelligenz konzentrieren.

In dieser Zukunftsvision wird Bildung neu definiert. KI unterstützt nicht nur den Lernprozess, sondern personalisiert ihn auch, sodass jeder Mensch sein volles Potenzial entfalten kann. Das Lernen wird zu einer lebenslangen Reise, bei der die Technologie als Mentor und Begleiter fungiert, der uns hilft, tiefere Einsichten in die Welt und in uns selbst zu gewinnen. Arbeitsplätze werden nicht verschwinden, sondern sich transformieren, hin zu Tätigkeiten, die Kreativität, Empathie und strategisches Denken erfordern – Fähigkeiten, die Maschinen nicht imitieren können. Menschen werden sich von repetitiven Aufgaben befreien und ihre Energie auf innovative, sinnstiftende Projekte lenken können.

Gesellschaftlich könnte dies eine Ära des Wohlstands und der Gerechtigkeit einläuten, in der technologische Fortschritte genutzt werden, um soziale Ungleichheiten zu reduzieren. Der Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und wirtschaftlichen Chancen könnte durch KI gerechter verteilt werden, was zu einer inklusiveren und faireren Welt führt. Gemeinschaften auf der ganzen Welt könnten durch KI-gesteuerte Plattformen miteinander vernetzt werden, was den globalen Austausch von Ideen und kulturellen Werten fördert und eine neue Ära der Zusammenarbeit und des Friedens einleitet.

Diese utopische Zukunft ist jedoch kein Selbstläufer. Sie erfordert bewusstes Handeln und die Bereitschaft, Technologie mit Weisheit und Mitgefühl zu lenken. Wir müssen sicherstellen, dass KI nicht nur den wenigen Wohlstand bringt, sondern zur Quelle eines globalen Aufschwungs wird. Ethik und Spiritualität müssen integraler Bestandteil unserer technologischen Entwicklung sein, damit die KI unsere menschlichen Werte stärkt und nicht untergräbt.

Stellen wir uns eine Welt vor, in der fortschrittliche KI-Systeme uns nicht nur unterstützen, sondern uns auch dabei helfen, eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zu anderen Menschen aufzubauen. Eine Welt, in der Technologie dazu beiträgt, das Bewusstsein der Menschheit auf eine neue Ebene zu heben – eine Ebene, auf der wir unsere Verantwortung für den Planeten und füreinander erkennen und entsprechend handeln.

In dieser positiven Utopie ist die Menschheit nicht mehr in den alten Mustern von Konkurrenz und Ausbeutung gefangen, sondern lebt in einer neuen Ära des Miteinanders und des gemeinsamen Fortschritts. Technologie wird zum Mittel, um das Beste in uns hervorzubringen, und nicht zum Selbstzweck. Wir werden in der Lage sein, eine Welt zu schaffen, in der materielle und spirituelle Erfüllung Hand in Hand gehen, und in der das Wohlergehen aller Lebewesen im Mittelpunkt steht.

Diese Zukunft ist möglich, wenn wir uns entschließen, sie bewusst und mit einem tiefen Sinn für die ethischen und spirituellen Implikationen unseres Handelns zu gestalten. Die KI-Revolution bietet uns die Werkzeuge, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen – es liegt an uns, sie weise zu nutzen und eine Welt zu erschaffen, die sowohl technologisch fortschrittlich als auch zutiefst menschlich ist.

 

Gerhard Höberth im  August 2024

Ablehnung des Panpsychismus durch den "Analytischen Idealismus"

 

Bernardo Kastrups „Analytischer Idealismus“ und seine Ablehnung des Panpsychismus (und damit implizit auch des Pantheismus) aus der Sicht des „Evolutionären Idealismus“ (EvId)

 

Manche werfen mir vor, ich hätte mich auf Bernardo Kastrup eingeschossen und würde persönlich gegen ihn opponieren, wobei ich gegen Details seiner Philosophie vorgehen würde, die so dort gar nicht zu finden sind. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Warum ich Bernardo Kastrups „Analytischen Idealismus“ so in den Fokus nehme, liegt daran, dass er meinem „Evolutionären Idealismus“ sehr ähnlich ist, aber in bestimmten Punkten entscheidend davon abweicht. Indem ich diese Punkte herausgreife, kann ich auch diese Details des EvId besser deutlich machen.
Aus diesem Grund bin ich froh, dass Kastrup in dem Video, das ich jetzt besprechen will, selbst sagt:

„(0:48) ich versuche nicht, meine Ansichten den Menschen aufzuzwingen. Ich möchte nur sicherstellen, dass die Leute richtig verstehen, was ich darlege, und sie können danach daraus machen, was sie wollen.“

Genau das werde ich tun. Ich werde seine Erklärungen nehmen und zeigen, wo er meiner Meinung nach irrt.


Hier ist der Link zum Video für alle, die es sich im Original ansehen möchten, um zu überprüfen, ob ich ihn richtig verstanden habe:


https://youtu.be/NCzbnuCVpEs?si=dvz5ovRBJs4dzNSz

 

In dem Video geht Bernardo Kastrup auf die philosophische Unterscheidung zwischen Idealismus und Panpsychismus ein und darauf, wie diese beiden Konzepte oft missverstanden werden. Er will klarstellen, dass seine idealistischen Ansichten nicht den Panpsychismus unterstützen.

Idealismus ist die Auffassung, dass die gesamte Realität im Bewusstsein existiert und sich als Phänomen des Bewusstseins entfaltet. Das bedeutet, dass alles, was wir wahrnehmen, letztendlich Teil unserer subjektiven Erfahrung ist und nicht unabhängig vom Bewusstsein existiert. Gleichzeitig postuliert Kastrup eine Differenzierung zwischen dem individuellen Bewusstsein eines Subjekts (das wir in der integralen Philosophie als „Geist“ [mind] bezeichnen) und dem „mind at large“ des übergeordneten Gesamtbewusstseins (das wir in der integralen Philosophie als „GEIST“ definieren).

Panpsychismus hingegen behauptet – so zumindest Kastrups Definition –, dass alles, was existiert, bewusst ist. Materie hat die Eigenschaft der Subjektivität oder des Bewusstseins. Was seiner Meinung nach bedeuten soll, dass selbst unbelebte Objekte wie Steine oder Statuen eine Form von Bewusstsein besitzen. Aber diese Definition ist unsauber, wie wir noch sehen werden.

Eigentlich macht er es mir damit sehr einfach. Er zeigt gleich zu Beginn seiner Ausführungen eine kleine Statue und versucht anhand dieser, den Unterschied zwischen seinem Idealismus und dem Panpsychismus zu erklären:

„(1:39) Wenn ich diese Statue hier halte, dann ist die Konkretheit, die Farbe, die Festigkeit, die ich fühle, alles, was ich wahrnehme, eine Erregung der subjektiven Erfahrung selbst, eine Erregung des Bewusstseins. Diese Statue ist nicht grundsätzlich außerhalb des Feldes meiner subjektiven Erfahrung.“

Diese Darstellung ist völlig korrekt. Wenn das nicht der Fall wäre, wüsste ich nichts von dieser Statue. Danach erklärt er grundsätzlich den Panpsychismus:

„(2:00) Panpsychismus hingegen besagt, dass alles bewusst ist, nicht, dass es im Bewusstsein ist. Panpsychismus ist vollständig mit dem Materialismus kompatibel. Was er jedoch besagt, ist, dass diese Materie, die unabhängig existiert, als eine ihrer grundlegenden Eigenschaften neben Masse, Ladung, Spin oder welchen anderen Eigenschaften wir der Materie zuschreiben, auch die Eigenschaft der Subjektivität hat, des Bewusstseins.“

Auch das ist so weit korrekt. Nun aber folgt der eigentliche Irrtum:

„(2:36) Nach dem Panpsychismus ist diese Statue nicht notwendigerweise im [individuellen] Bewusstsein, aber sie ist bewusst. Sie hat Erfahrungen; es gibt etwas, wie es ist, diese Statue zu sein, genauso wie es etwas gibt, wie es ist, ich zu sein oder wie es ist, du zu sein.“

Und hier verwechselt er meiner Meinung nach den Panpsychismus mit dem naiven Animismus, der jedem Gegenstand, den wir in unserer sprachlichen Kategorisierung einen Namen gegeben haben, auch ein Bewusstsein zuschreibt. Das ist nach Spiral-Dynamics die Ontologie der Bewusstseinsebene „Purpur“, in der auch die Stammesgesellschaften und der Schamanismus angesiedelt sind und welche Kinder durchlaufen, wenn sie unsichtbare Freunde haben und glauben, ihre Puppen würden leben. Die Entwicklung der Sprache führte dazu, dass der Name eines Gegenstandes dessen Bild im Bewusstsein hervorrief, was ohne Sprache nur der Gegenstand selbst vermochte. Eine Fähigkeit, welche dazu führte, Sprache als magisch, als wirklichkeitsverändernd wahrzunehmen. Weil wir zwischen inneren Bildern und äußeren Erscheinungen erst zu differenzieren lernen mussten. Wenn wir aber alle Gegenstände, die wir als Einheit betrachten und benennen, weil wir uns damit leichter über die Realität unterhalten können, als bewusst betrachten, stülpen wir der Welt unsere sprachlichen Kategorien über. Das ist der Irrtum des prärationalen magischen Weltbildes (es gibt auch ein transrationales magisches Weltbild, das über den Materialismus des Rationalen hinausgeht). Das hat aber weder mit der Realität, noch mit dem Panpsychismus etwas zu tun.

Hier ist die Theorie der Holons hilfreich, um diesen Irrtum aufzulösen: Ein Holon ist zunächst ein System, welches sowohl aus Subsystemen besteht (Ganzheit aus Teilen), als auch selbst ein Subsystem eines übergeordneten Supersystems sein kann (Teil einer Ganzheit). Dabei ist das Muster entscheidend, welches das System immer wieder nachzeichnet und nicht die Substanz, aus der es besteht. Die Substanz wird ständig ausgetauscht. Das Muster ähnelt sich immer selbst. Es bleibt als Fließgleichgewicht (Homöostase) erhalten, während es von Materie und Energie durchflossen wird. Holons sind Ganzheiten mit Innenperspektive, auf die die Quadrantenlehre der integralen Theorie zutrifft. Sie bestehen somit aus einem Körper (1), einem materiellen Kontext, von dem sie durchflossen werden (2), sie besitzen eine Innenperspektive (3) und einen „Weltbild“ (Vorstellung einer Außenwelt der Subjekte), das von den Innenperspektiven der im Kontext vorhandenen Holons genährt wird (4).

Alles auf dieser Welt BESTEHT aus Holons, aber nicht alles IST ein Holon. Was wie ein Widerspruch klingt, klärt sich schnell auf, wenn wir zwei weitere Kategorien hinzufügen: Manches sind Haufen und manches sind Artefakte, die eine Sonderform von Haufen darstellen, weil sie von Lebewesen (Holons) von außen gestaltet wurden. Aber sie bleiben Haufen ohne innere autopoietische Struktur in Homöostase. In meinem Buch „Evolutionärer Idealismus - Gottes Schatten im Zentrum des Regenbogens“ (2010) beschreibe ich es so:

„(Seite 189ff) Wir haben Namen für Einheiten, die in Wirklichkeit keine Ganzheiten sind. Ein Hund z.B. ist eine Einheit und eine Ganzheit. Ein Stein ist zwar eine (begriffliche) Einheit, aber keine Ganzheit, kein Holon. Ein Stein ist nichts anderes als ein Haufen von Kristallen ohne ein organisierendes Muster. Er ist eine Anhäufung von Holons, selbst aber kein Holon. Zerbrechen wir einen Stein, haben wir zwei Steine. Zerschneiden wir einen Hund, haben wir keine zwei Hunde. Der Unterschied ist der, dass ein Holon über eine ganzheitliche Funktionalität verfügt.
...
Ein Haufen ist eine zufällig angeordnete Ansammlung von Dingen, die Holons sein können, aber auch Artefakte, andere Haufen oder eine Kombination von allem. In keinem Fall aber hat ein Haufen ein strukturierendes Muster.
Ein Artefakt ist eine Ganzheit, die zwar ein strukturierendes Muster aufweist, dieses jedoch nicht aus sich selbst heraus, sondern von außen erhalten hat.
Ein Holon ist ein ganzheitliches Muster, welches aus sich selbst heraus entsteht. Es ist ein autopoietisches, sich selbst erschaffendes [und erhaltendes] System.“

Die Statue, die Bernardo Kastrup zur Erklärung in Händen hält, ist demnach ein Artefakt, was eine Sonderform eines Haufens ist. Was ein Holon zu einem Holon macht, beschreibt auch die Integrierte Informationstheorie (IIT) von Giulio Tononi: Die IIT ist eine Bewusstseinstheorie, die besagt, dass Bewusstsein aus der Fähigkeit eines Systems resultiert, integrierte Information zu generieren, wobei der Grad des Bewusstseins durch den Umfang und die Struktur dieser integrierten Information bestimmt wird. Panpsychismus ist also kein naiver Animismus, der jedem Teddybären eine Innenperspektive zuschreibt, sondern eine komplexe Theorie, die besagt, dass die Eigenschaft der Materie, eine Innenperspektive zu haben, in komplexen Systemen mit der Fähigkeit integrierte Informationen zu generieren, zu komplexen Innenperspektiven emergiert.

Deshalb ist die weitere Ausführung von Kastrup ebenso irreführend:

„(3:40) Stell dir vor, du träumst einen persönlichen, idiosynkratischen, individuellen Traum, keinen geteilten Traum. Du träumst allein und du träumst von einem ganzen Universum ohne Leben. In diesem Universum gibt es Galaxien, Sterne, Planeten, Monde, Felsen, Vulkane, Sand und all diese Dinge, aber kein Leben. Und es ist dein privater Traum. Welches ist das einzige bewusste Wesen in dieser Geschichte? Du, der Träumer. Der Träumer ist das einzige bewusste Wesen. Alles andere, die Inhalte des Traums, sind die Inhalte des Bewusstseins des Träumers. Der Vulkan, der Felsen, der Mond sind nicht bewusst in ihrer eigenen rechten. Sie sind im Bewusstsein des Träumers. Es gibt etwas, wie es ist, der Träumer zu sein, aber es gibt nichts, wie es ist, der Vulkan, der Felsen oder der Stern im Traum des Träumers zu sein.“

Galaxien, Sterne, Planeten, Monde, Felsen und Vulkane sind – soweit wir wissen – alles Haufen, aber keine Holons. Insofern stimmt seine Einschätzung, dass sie keinerlei Innenperspektive haben.

Als nächsten Punkt kommt er zu lebendigen Wesen, also zu den echten Holons höherer Integrationsstufen:

„(8:06) Wenn wir uns jedoch umsehen, sehen wir nicht nur Gegenstände, unbelebte Objekte, wie in dem Gedankenexperiment, das ich gerade beschrieben habe. Wir sehen auch andere Menschen, andere Tiere, andere lebende Wesen, denen wir selbst Bewusstsein zuschreiben. Mit anderen Worten, sie existieren nicht nur im Bewusstsein, sondern haben auch ihren eigenen subjektiven Blick auf die Realität.“

Wir sehen, dass er jetzt von Haufen zu Holons umschwenkt. Und darin sieht er eine Quelle der Verwirrung, die aber nur dann eine solche ist, wenn wir nicht zwischen Holons und Haufen unterscheiden:

„(8:34) Wir sehen diese anderen Menschen, diese anderen lebenden Wesen, auf die gleiche Weise, wie wir unbelebte Objekte sehen, und das ist die Quelle der Verwirrung, weil wir manchmal denken könnten, nun, wenn ich anderen Menschen Bewusstsein zuschreibe, warum sollte ich dieser Statue nicht auch Bewusstsein zuschreiben? Nun, ... der Panpsychismus könnte eine Notwendigkeit für den Materialismus sein, um das harte Problem des Bewusstseins zu umgehen, um nicht erklären zu müssen, wie Bewusstsein magisch aus der Materie entsteht.“

Er beschreibt also den Panpsychismus als Rettung für den Materialismus. Meiner Meinung nach klammert er hier aus, welche Gründe es gibt, den Materialismus für richtig zu halten. Das kann man an seinen Ausführungen zur Dissoziation und der Selbstlokalisierung festmachen:

„(12:05) Das Gehirn verursacht kein Bewusstsein; es ist einfach das Bild eines Prozesses der Selbstlokalisierung des Bewusstseins, auf die gleiche Weise wie ein Wirbel das Bild eines Prozesses der Selbstlokalisierung des Wassers in einem Strom ist.“

Das Gehirn ist das komplexeste Gebilde, das wir in der Natur kennen. Gleichzeitig sehen wir Korrelationen von Gehirnzuständen und Bewusstseinserfahrungen. Das widerspricht zwar nicht seiner Interpretation, dass das Gehirn als materielles Ding nur innerhalb des Bewusstseins existiert, aber warum ist es so kompliziert, wo es doch nur eine Dissoziation symbolisiert? Okay, das ist aus der Sicht des Idealismus kein Beweis für die Richtigkeit des Materialismus, aber doch ein Indiz, dass man nicht vergessen sollte. Ich werde später darauf zurückkommen, warum das wichtig ist. Sehen wir weiter, wie er Selbstlokalisation beschreibt:

„(12:33) Wenn wir also von Selbstlokalisierung des Bewusstseins sprechen, sprechen wir auch von Dissoziation. Die Selbstlokalisierung schafft die Dissoziation zwischen meinem subjektiven Erfahrungsfeld und deinem subjektiven Erfahrungsfeld. Wenn es diese Selbstlokalisierung nicht gäbe, wären wir effektiv ein Geist.
...
(13:24) Wenn ich also sage, dass menschliche Körper oder biologische Körper im Allgemeinen für jedes lebende Wesen das Bild eines Selbstlokalisierungsprozesses im Bewusstseinsstrom sind, sage ich auch, dass Körper das Bild der Dissoziation sind. Erst wenn die Dissoziation stattfindet, können wir darüber sprechen, dass etwas bewusst ist, im Gegensatz zu ‚nur im Bewusstsein zu sein‘.
Wenn ich dich vor mir sehe, sehe ich deinen Körper, das Bild des dissoziierten Teils des einen Geistes, der du geworden bist.
Wenn du mich siehst, siehst du ein Bild des dissoziierten Teils des einen Geistes, der ich geworden bin.“

Dem stimme ich voll und ganz zu. Nur würde ich die Einschränkung von „biologische“ Körper weglassen und stattdessen von Holons auf allen Ebenen sprechen. Das schließt alle biologischen Körper mit ein, beschränkt sich aber nicht darauf. Kastrup aber beschränkt seine Definition explizit auf biologische Körper. Das ist auch der Grund, warum er seinen analytischen Idealismus vom Panpsychismus abgrenzen muss. Er erklärt das im nächsten Abschnitt:

„14:18) Der Grund, warum wir uns gegenseitig sehen können, ist, dass dieser Prozess der Dissoziation, der der gleiche Prozess wie die Lokalisierung ist, Erregungen im Medium des Geistes erzeugt, wie ein Wirbel das Wasser um sich herum stört.
Dissoziation schafft Erregungen im Geist, Erregungen, die wir wahrnehmen, genauso wie wir unbelebte Objekte wahrnehmen, die auch Erregungen im Geist sind. ... sagen wir, dass unbelebte Objekte primäre Erregungen des Bewusstseinsmediums ... Selbstlokalisierung wäre wie der Wirbel im Wasser, der selbst auch Erregungen schafft, die den Wasserfluss um sich herum stören. Diese Erregungen nennen wir sekundäre Erregungen, Erregungen, die durch Dissoziation, durch Selbstlokalisierung erzeugt werden.“

Kastrup unterscheidet also zwischen primären und sekundären Erregungsmustern im einheitlichen Geist des Träumenden (Gottes, oder wie auch immer man dieses „mind at large“ auch nennen will). Erregungsmuster mit eigener Innenperspektive nennt er sekundär und ist von der Ganzheit dissoziiert. Alles Unbelebte sind nur primäre Erregungsmuster, die zwar im GEIST existieren, selbst aber keinen Geist haben. Seine Unterscheidung bringt ihn dazu anzunehmen, dass primäre Erregungsmuster ihre Ursachen im GEIST haben. Sekundäre Erregungsmuster haben ihre Ursachen zwar auch im GEIST, aber da sie dissoziiert sind und somit Geist besitzen, verursachen sie selbst ebenfalls zusätzliche primäre Erregungsmuster im GEIST. Sie beeinflussen somit den Traum von “mind at large“.

„(15:30) Da wir alle im Grunde ein Geist sind, wie es der Idealismus impliziert, nehmen unsere dissoziierten Prozesse immer noch am gleichen Traum teil, und weil diese Dissoziation sekundäre Erregungen im Geistfeld hinterlässt, nehmen wir einander als dissoziierte Segmente des einen Geistes wahr. Ich gestehe dir zu, bewusst zu sein, weil du ein dissoziiertes Segment des Geistes bist, du bist Teil des Mediums der subjektiven Erfahrung, nicht nur eine Erregung dieses Mediums.“

Interessant ist aber die Begründung, warum er zwischen lebenden Wesen, die sekundäre Erregungsmuster sind, und unbelebten Objekten, die nur primäre Erregungsmuster ohne Innenperspektive sind, unterscheidet und somit den Panpsychismus einerseits, aber auch den Solipsismus andererseits vermeidet:.

„(17:25) Meine Motivation, diesen Unterschied zwischen unbelebten Objekten und lebenden Wesen zu machen, ist empirisch.
Ich denke, es gibt gute, solide empirische Gründe, anderen lebenden Wesen die Eigenschaft zuzugestehen, bewusst zu sein, nicht nur im Bewusstsein zu sein, sondern bewusst zu sein. Warum?
Weil sie erstens physisch analog zu mir sind, das Bild ihrer Selbstlokalisierungsprozesse sehr analog zu meinen eigenen ist.
Sie haben die gleichen Organsysteme, selbst andere Tiere haben sehr ähnliche analoge Organsysteme. Der Stoffwechsel liegt unserem Leben zugrunde, er ist ein Teil von mir, er ist ein Teil unseres Lebens, ein sehr grundlegender Prozess in der Natur.
Sie zeigen Verhaltensweisen, die ich zeige, weil ich bewusst bin. Ich zeige bestimmte Verhaltensweisen, wenn ich subjektiv erfahre. Ich sehe, dass sie die gleichen Verhaltensweisen zeigen, und für mich ist die einfache Erklärung, ihnen die Eigenschaft zuzuschreiben, auch bewusst zu sein.“

Im Prinzip erklärt er hier, dass seine Begründung ein anthropozentrischer Zirkelschluss ist. In der Folge wird auch klar, dass dieser klassische Fehlschluss auf der Verwirrung zwischen den Kategorien Holons, Haufen und Artefakten beruht:

„(18:31) Empirisch denke ich, dass wir viele Gründe haben, zu glauben, dass andere Menschen, andere Tiere und vielleicht sogar andere Lebewesen bewusst sind, aber ich sehe keinen empirischen Grund zu glauben, dass eine Statue, ein Fels, ein Vulkan bewusst ist, dass es etwas gibt, wie es ist, ein Stück Fels zu sein. Ein Felsen in zwei zu brechen, ist nicht das Bild einer Dissoziation im Bewusstsein; die zwei Stücke des Felsens werden keine getrennten bewussten Wesen.
Das Zerbrechen eines Felsens ist einfach eine Erregung des Bewusstseins; das Zerbrechen des Felsens ist ein Bild im Bewusstsein, der Felsen selbst ist nicht bewusst.
Es findet keine Dissoziation statt, das Bild der Dissoziation ist das Leben.“

Obwohl er sich selbst der Unschärfe seiner Definition bewusst ist:

„(19:16) ... das Leben ist das Bild der Dissoziation, obwohl ich zugestehe, dass die Trennung zwischen Leben und Nicht-Leben auf mikroskopischer Ebene grau sein kann. Wie bei Viren, bei denen man nicht sagen kann, ob sie lebendig sind oder nicht.
Wann sagt man, dass etwas lebendig wird? Diese Grenze hat eine graue Zone, das erkenne ich an. Aber aus praktischen Gründen ist diese graue Zone unglaublich klein.
Für unsere täglichen Erfahrungen gibt es einen enormen Unterschied zwischen Leben und Nicht-Leben; der Stoffwechsel macht einen riesigen Unterschied. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen einem Teddybär und einem echten Bären; es gibt einen realen und unglaublich offensichtlichen Unterschied zwischen einem Felsen und einem Vogel, zwischen etwas, das lebt, und etwas, das nicht lebt. Und wir, denke ich, können das nicht leugnen; wir können diesen empirischen Grund nicht ignorieren.
Wir können keine Abstraktionen, theoretische Prämissen auf die Natur projizieren und der Natur Dinge zuschreiben, die wir nicht von der Natur zurückbekommen. Wir können keinen Grund von der Natur zurückbekommen, unbelebten Objekten die Eigenschaft des Bewusstseins zuzuschreiben, aber offensichtlich sind sie im Bewusstsein.“

Bernardo Kastrup führt diesen wichtigen Teil seiner Philosophie also auf „praktische Gründe“ zurück? Dann sind es also auch nur „praktische Gründe“, die selbst auf der Verwirrung zwischen Holons und Nicht-Holons bestehen, die ihn den Panpsychismus ablehnen lassen.

Dabei ist seine Grundidee faszinierend und mit meinem „Evolutionären Idealismus“ vollkommen identisch:

„(22:52) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Leben das Bild eines dissoziativen Prozesses ist; ein dissoziativer Prozess ist dasselbe wie ein Selbstlokalisierungsprozess im Geiststrom, wie ein Wirbel. Diese Selbstlokalisierung hinterlässt sekundäre Erregungen im Bewusstseinsstrom, wie der Wirbel den Wasserfluss um sich herum stört. Diese sekundären Erregungen erlauben mir, dich zu sehen, und erlauben dir, mich zu sehen. Unsere jeweiligen dissoziativen Prozesse nehmen sich gegenseitig durch die sekundären Erregungen wahr, die im Bewusstseinsstrom hinterlassen werden.“

Das ist im EvId genauso. Nur dass diese Selbstlokalisierungen bereits bei den kleinsten Holons beginnen: bei Raumquanten und bei subatomaren Teilchen. Dies führt dazu, dass ich die primären Erregungen nicht benötige. Ich wüsste auch nicht, wie man diese Begründen sollte. Wenn „mind at large“, als GEIST, keine zusätzlichen Vorbedingungen beinhalten soll. Denn was beim „Analytischen Idealismus“ von Bernardo Kastrup als große Frage im Hintergrund steht: Woher kommen diese Traumbilder des GEISTes? Normalerweise sind Träume Verarbeitungen von Sinneseindrücken. Träume brauchen eine Vorerfahrung des Träumenden, die nicht im Traum selbst liegt. Aber sobald es dieser Differenzierung bedarf, dass es dieser primären Erregungen ohne Innenperspektive eines von GEIST differenzierten Geistes bedarf, bedarf es gleichzeitig der Vorstellung, dass GEIST die Welt FÜR die Geister erschaffen muss, um in diesem Kontext sekundäre Erregungsmuster zu erlauben. Es bedarf daher eines persönlichen Schöpfergottes, der sich die Welt vorab ausdenkt, indem er innere Bilder erschafft, die nicht in den inneren Bilder selbst begründet liegen.

Dies ist ein zusätzliches Axiom, das sich der EvId sparen kann. Denn hier ist JEDES Holon mit einer Innenperspektive ausgestattet. Was bei Kastrup nur für Lebewesen gilt, dass sie sich gegenseitig sehen und aus dieser Gegenseitigkeit heraus die Welt als kollektiven Traum gestalten, das gilt im EvId bereits für subatomare Teilchen, weil auch sie bereits Holons sind.

In meinem neuen Buch „Die Ur-Matrix“ beschreibe ich es zunächst aus der Sicht des Materialismus so:

„(Seite 125ff) Wir müssen uns vor Augen führen, dass wir mit unserem Bewusstsein nicht in der Wirklichkeit selbst leben, sondern in unserem geistigen Modell dieser Wirklichkeit. Wir simulieren aufgrund von Erfahrungen und Sinneseindrücken ein Modell der Außenwelt in unserem Geist/Gehirn. Wir nehmen die Welt nur wahr, weil sie unseren Körper verändert. Jeder Sinneseindruck ist eine materielle Veränderung unseres Körpers, dessen Informationen wir auf eine hypothetische Außenwelt projizieren und im Idealfall spiegelt diese innere Simulation die Außenwelt genau genug wider, damit unsere Reaktionen darauf unser Überleben sichern. Die Innenperspektive ist somit die virtuelle und informelle Spiegelung der Außenwelt aufgrund physikalischer Interaktionen. Die Veränderungen, die von einer Außenwelt an einem Holon vorgenommen werden, bilden das Bewusstsein des Holons von dieser Außenwelt. Gleichzeitig wird damit klar, dass es sich bei dieser Simulation und den entsprechenden Informationen, welche die Innenschau bilden, nicht um eine 1:1 Übertragung der physikalischen Informationen handelt, sondern um eine Bedeutungsstruktur. Wir müssen daher die physikalischen Informationen von der objektiven Seite in Bedeutungen der Innenperspektive übersetzen.“

Dann beschreibe ich, woraus aus der physikalischen Perspektive die Materie besteht und wie in der Quantenphysik aus Wahrscheinlichkeiten Wirklichkeiten werden:

„(Seite127ff) Entscheidend ist die Wechselwirkung zwischen zwei Teilchen. Nur dann kommt es zum Kollaps. Ein einzelnes Teilchen kann nicht wechselwirken. Es kann also niemals nur ein Teilchen geben. Erst wenn zwei Teilchen miteinander kollidieren, entsteht so etwas wie Realität. Diese beiden Teilchen springen in die Realität und sind plötzlich da, während die Information darüber, was aus ihnen sonst noch hätte werden können, gelöscht wird. Aus diesem Prozess entsteht unsere Wirklichkeit. Von diesem Moment an gibt es kein Zurück mehr. Die Zukunft ist das, was noch berechenbar ist, und alles, was vorher war, ist Vergangenheit. Der Quantenkollaps selbst erzeugt Zukunft und Entropie. ...
... der Quantenkollaps löscht einfach sehr viel Information, die notwendig wäre, um alles zurückzurechnen. Diese Löschung von Information aus dem Wahrscheinlichkeitsfeld erzeugt den Zeitpfeil.

Diese Löschung findet aber nur statt, wenn mindestens zwei Teilchen an dem Prozess beteiligt sind. Wirklichkeit ist das Ergebnis einer Beziehung. Kein Teilchen ist an sich wirklich. Es existiert, weil es mit einem anderen Teilchen Informationen austauscht und die beiden Teilchen voneinander «wissen». Daraus folgt, dass es auch im Quantenbereich kein «Ich» ohne ein «Du» gibt. Es ist immer die Wechselwirkung zwischen zwei Teilen, die ein «Etwas» überhaupt erst entstehen lässt. Das Ich existiert nur, weil es ein korrespondierendes Du gibt. Wirklichkeit entsteht nur aus den Beziehungen zwischen den Dingen. Nicht aus den Dingen selbst. Auch hier ist das Wesentliche nicht das Ding, sondern die Bedeutung, die es für ein anderes Ding hat.“

Ich beschreibe an dieser Stelle, wie aus GEIST → Geist entsteht und der Kosmos ohne Vorbedingungen durch reine Selbstorganisation möglich wird: Die heisenbergsche Unschärferelation, die für den Quantenkollaps zweier Teilchen sogt, ist dabei genau jene Voraussetzungslosigkeit, jene prinzipielle Leere des GEISTes, welche sich automatisch zur Fülle ausdifferenziert. Das Bewusstseins-Potenzial des GEISTes führt in einer mathematischen Notwendigkeit über die Entstehung des Kosmos als göttlicher Traum zur unendlichen Fülle des GEISTes, indem er durch unendliche Dissoziation zum raumzeitlichen Schöpfungsprozess wird, ohne, dass sich der GEIST dazu etwas vorab ausdenken müsste. Ja, es würde sogar die Fülle stören, den Prozess der Kosmos-Werdung stören, wenn innerhalb der Fülle ohne Dissoziation Traumbilder vorhanden wären.

Und hier komme ich darauf zurück, warum das Indiz für die Stimmigkeit des Materialismus wichtig ist. Denn es zeigt uns, dass es kein Widerspruch ist, wenn sich Lebewesen – wie es der Materialismus beschreibt – bottomup evolutionär entwickeln und die Komplexität des Gehirns und die Korrelationen von Gehirnzuständen und Bewusstseinszuständen eine Identität der beiden Perspektiven nahelegen.

 Am Schluss seines Videos fügt er noch ein:

„(24:10) Ich versuche nicht zu suggerieren, dass man nicht gleichzeitig Panpsychist und Idealist sein kann. Soweit ich weiß, kann man das, aber ich bin es nicht."

Da kann ich nur darauf sagen, ich bin alles gleichzeititg. Denn diese Erklärung, die ich mit meinem EvId hiermit liefere, ist auf einer Metaebene mit dem Materialismus, dem Idealismus, der Panpsychismus/Pantheismus und mit einem perspektivischen Dualismus kompatibel. Denn in dieser vorgeschlagenen Ontologie ist Materie nichts anderes als Geist von außen und Geist nichts anderes als Materie von innen, beide Perspektiven aber sind nur dissoziierte Traumbilder des GEISTes und der Kosmos ein kollektiver Traum aller in ihm vorhandenen Holons.

Analytischer Idealismus vs. Evolutionärer Idealismus

 

Analytischer Idealismus

Bernardo Kastrups Theorie des „Analytischen Idealismus“ ist eine philosophische Perspektive, die die Natur der Realität und das Bewusstsein auf eine Weise erklärt, die für viele Menschen intuitiv einleuchtend sein kann.
Er basiert auf der Annahme, dass Bewusstsein die grundlegende Realität ist und die physische Welt eine Erscheinung innerhalb dieses Bewusstseinsfeldes darstellt. Wichtige Aspekte dieser Philosophie sind:


1. Primäre Realität des Bewusstseins: Bewusstsein ist die grundlegende Substanz der Realität.
2. Dissoziation des Bewusstseins: Individuelle Subjekte entstehen durch die Dissoziation eines universellen Bewusstseins.
3. Gehirn als Filter: Das Gehirn fungiert als Filter, der die grenzenlose Natur des universellen Bewusstseins auf individuelle Erfahrungen beschränkt.
4. Phänomenologische Grundlage: Diese Theorie stützt sich auf die unmittelbare Erfahrung des Bewusstseins und dessen primäre Rolle in der Realität.

Bewusstsein als Fundament der Realität
Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht des physikalischen Realismus, der besagt, dass die physische Welt unabhängig vom Bewusstsein existiert, argumentiert Kastrup, dass das Bewusstsein die grundlegende Realität ist. Alles, was wir erleben – unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen – geschieht im Bewusstsein. Die physische Welt, wie wir sie kennen, existiert nur insofern, als sie von Bewusstsein wahrgenommen wird.
Die Illusion des materiellen Universums
Kastrup schlägt vor, dass das, was wir als materielle Welt wahrnehmen, eine Art Erscheinung oder Manifestation des Bewusstseins ist. Dies bedeutet nicht, dass die physische Welt nicht real ist, sondern dass ihre Realität eine andere Basis hat – sie ist keine unabhängige, äußere Substanz, sondern ein Phänomen innerhalb des Bewusstseins.
Geteiltes Bewusstsein und individuelle Erfahrungen
Ein zentraler Aspekt des analytischen Idealismus ist die Idee, dass es ein universelles Bewusstsein gibt, das die Quelle aller individuellen Bewusstseinsformen ist. Jeder von uns erlebt eine einzigartige Perspektive dieses universellen Bewusstseins. Unsere individuellen Erfahrungen und Identitäten sind wie verschiedene Ströme innerhalb eines großen Ozeans – sie sind real und einzigartig, aber sie alle gehören zu demselben umfassenden Bewusstseinsfeld.
Das Gehirn als Filter
Statt das Gehirn als Erzeuger von Bewusstsein zu sehen, betrachtet Kastrup es als einen Filter oder Kanal, der das universelle Bewusstsein begrenzt und spezifische, individuelle Erfahrungen ermöglicht. Das Gehirn strukturiert und formt unsere Wahrnehmungen, aber es erschafft nicht das Bewusstsein selbst. Diese Perspektive kehrt das traditionelle materialistische Verständnis um, das behauptet, dass das Bewusstsein ein Produkt neuronaler Aktivität sei.
Empirische und philosophische Belege
Kastrup stützt seine Theorie sowohl auf philosophische Argumente als auch auf empirische Daten aus der Neurowissenschaft und der Quantenphysik. Er argumentiert, dass viele Phänomene, die im Rahmen des materialistischen Paradigmas schwer zu erklären sind – wie beispielsweise Nahtoderfahrungen oder bestimmte Quantenphänomene – leichter verständlich werden, wenn man das Bewusstsein als primär und die physische Welt als sekundär betrachtet.

Soweit so gut. Aber es beschreibt die Welt und unsere Erfahrungen von der Welt in einem statischen Zustand.
Es erklärt noch nicht, wie dieser Zustand aus dem Bewusstseinsfeld entstanden ist.
Die Frage ist, wie sich die Welt der dissoziierten Subjekte aus dem einheitlichen Bewusstseinsfeld heraus entwickelt hat?

Bernardo Kastrup hat sich auch mit der Frage beschäftigt.
Seine Theorie bietet eine Erklärung, die sowohl philosophische als auch metaphorische Elemente umfasst, um diesen Übergang zu verdeutlichen.

Dissoziation des Bewusstseins
Kastrup verwendet die Metapher der Dissoziation, um zu erklären, wie individuelle Bewusstseinsströme aus einem einheitlichen Bewusstseinsfeld entstehen können. Dissoziation ist ein Begriff aus der Psychologie, der beschreibt, wie sich ein Bewusstsein in verschiedene, voneinander getrennte Identitäten oder Persönlichkeiten aufspalten kann. Kastrup argumentiert, dass das universelle Bewusstsein ähnliche Prozesse durchlaufen könnte, wodurch unterschiedliche, individuelle Bewusstseinsströme entstehen.
Metapher des Träumens
Eine andere nützliche Metapher, die Kastrup verwendet, ist die des Träumens. Stellen Sie sich vor, dass das universelle Bewusstsein träumt. Innerhalb dieses Traums kann es verschiedene Traumfiguren und -persönlichkeiten geben, die alle voneinander getrennt erscheinen, aber in Wirklichkeit Aspekte des träumenden Bewusstseins sind. Diese Traumfiguren sind sich ihrer gemeinsamen Quelle – des träumenden Bewusstseins – nicht bewusst und erleben sich als unabhängige Entitäten.
Der Mechanismus der Dissoziation
Um den Mechanismus dieser Dissoziation genauer zu erklären, nutzt Kastrup Ansätze aus der Quantenphysik und der Neurowissenschaft. Er schlägt vor, dass komplexe neuronale Netzwerke im Gehirn als Filter fungieren, die das universelle Bewusstsein auf spezifische, individuelle Erfahrungen begrenzen. Diese Filterung kann als eine Form der Dissoziation verstanden werden, bei der das universelle Bewusstsein in unterschiedliche subjektive Perspektiven zerlegt wird.
Entstehung der physischen Welt
Die physische Welt, wie wir sie erleben, ist demnach eine kollektive Manifestation dieser individuellen Bewusstseinsströme. Kastrup erklärt, dass die scheinbar objektive physische Realität das gemeinsame Produkt aller dissoziierten Bewusstseinsströme ist. Diese Sichtweise berücksichtigt die Interaktionen und Überlagerungen der verschiedenen individuellen Perspektiven, die zusammen ein kohärentes Bild der Welt formen.
Evolution und Entwicklung
Auch der Prozess der Evolution kann in diesem Rahmen verstanden werden. Die Evolution der physischen Welt und der Lebewesen darin ist eine Entwicklung innerhalb des universellen Bewusstseins, die durch die Wechselwirkungen und Selbstorganisation der dissoziierten Bewusstseinsströme vorangetrieben wird. Diese Perspektive vereint biologische und physikalische Prozesse mit einer tieferen, metaphysischen Grundlage.

Aber noch gibt es ein Problem mit dieser Vorstellung: Damit ein Gehirn als Filter wirken kann, muss es bereits existieren.
Demnach muss die Dissoziation schon vollendet sein, bevor der Mechanismus wirkt, der die Dissoziation verursacht.

Um dieses Problem zu adressieren, bietet Kastrup eine detailliertere Perspektive, die versucht, diese scheinbare Zirkularität zu lösen.
Die Rolle des Gehirns als sekundärer Mechanismus
Kastrup stellt klar, dass das Gehirn nicht der primäre Ursprung der Dissoziation ist, sondern ein sekundärer Mechanismus innerhalb des bereits dissoziierten Bewusstseinsfeldes. Das bedeutet, dass die Dissoziation des Bewusstseins zuerst auf einer fundamentalen Ebene stattfindet und das Gehirn dann als ein Mittel agiert, um diese Dissoziation aufrechtzuerhalten und zu verstärken.
Primäre Dissoziation
In Kastrups Theorie erfolgt die primäre Dissoziation auf einer tieferen, prä-physikalischen Ebene des Bewusstseins. Diese Dissoziation ist ein spontaner oder intrinsischer Prozess des universellen Bewusstseins, der nicht von physischen Mechanismen abhängt. Diese primäre Dissoziation führt zur Entstehung von individuellen Bewusstseinsströmen, die dann die Grundlage für die physische Welt und die physischen Strukturen, einschließlich des Gehirns, bilden.
Emergenz der physischen Strukturen
Nachdem die primäre Dissoziation stattgefunden hat, entstehen physische Strukturen wie das Gehirn als Manifestationen der individuellen Bewusstseinsströme. Diese physischen Strukturen dienen dann als Filter, die die individuellen Erfahrungen weiter definieren und begrenzen. Das Gehirn ist demnach ein Produkt der Bewusstseinsdissoziation und kein ursächlicher Auslöser.
Metapher der Traumlogik
Um diese Idee zu verdeutlichen, verwendet Kastrup erneut die Metapher des Träumens. In einem Traum kann eine Person verschiedene Figuren und Objekte erleben, die eine eigene Realität zu haben scheinen. Diese Figuren und Objekte sind jedoch Manifestationen des träumenden Bewusstseins und nicht unabhängig davon. Ähnlich sind die physischen Strukturen in unserer Welt Manifestationen des universellen Bewusstseins, die nach der primären Dissoziation entstanden sind.

Aber daraus abgeleitet könnte man behaupten, dass in dieser Theorie die primäre Dissoziation, also die Ontogenese des individuellen Subjekts, ein primärer Schöpfungsakt des einheitlichen Bewusstseinsfeldes darstellt.
Die primäre Dissoziation als kreativer Akt
Die primäre Dissoziation kann als eine kreative Handlung des universellen Bewusstseins betrachtet werden, durch die individuelle Bewusstseinsströme entstehen. Diese Dissoziation ist keine zufällige Spaltung, sondern ein bewusster Prozess, der die Grundlage für die Vielfalt der subjektiven Erfahrungen bildet. In diesem Sinne könnte man sie als eine Art „ontogenetischen“ Akt des Bewusstseinsfeldes betrachten, ähnlich dem Konzept einer Schöpfung im traditionellen Sinne.

Das wäre alles kein Problem, wenn Kastrup nicht eine Grenze ziehen würde zwischen lebendigen Wesen mit Innenperspektive und der unbelebten Materie. Diese Grenze meint er aufgrund seiner Interpretation des Bewusstseins und seiner Manifestationen in der physischen Welt ziehen zu müssen. Deshalb betrifft die primäre Dissoziation bereits komplexes Bewusstsein. Es fehlt daher die Erklärung, wie dieses kompxe Bewusstsein entstanden ist. Kastrup stützt seine Theorie stark auf phänomenologische Daten, d.h. auf die unmittelbare Erfahrung des Bewusstseins. Er argumentiert, dass lebende Wesen, insbesondere Menschen, durch ihre bewussten Erfahrungen eindeutig belegen, dass sie ein subjektives Bewusstsein besitzen. Unbelebte Materie, wie Steine oder Maschinen, zeigen keine Anzeichen eines solchen subjektiven Erlebens und keine Indikatoren für Bewusstsein in derselben Weise wie lebende Organismen. Natürlich mischt er damit die Kategorien von Holon, Haufen und Artefakte. Aber selbst wenn er bei Holonen lbeiben würde, kann er nicht anerkennen, dass unterhalb einer Kompexitätsgrenze Holons eine Innenperspektive haben könnten. Kastrup argumentiert, dass Bewusstsein eine gewisse strukturelle Komplexität voraussetzt, die in lebenden Organismen vorhanden ist. Gehirne und neuronale Netzwerke sind Beispiele für solche komplexen Strukturen, die als Filter für das universelle Bewusstsein fungieren. Unbelebter Materie fehlt diese strukturelle Komplexität, weshalb sie nicht als Träger eines subjektiven Bewusstseins betrachtet wird.

Kastrup betrachtet Organismen, die Anzeichen von Leben und Bewusstsein zeigen, als Träger von Bewusstsein. Dies umfasst Menschen, Tiere und möglicherweise auch Pflanzen oder andere einfache Lebensformen. Steine, Flüsse, Planeten und andere nicht-lebende physikalische Objekte werden als Erscheinungen innerhalb des Bewusstseinsfeldes betrachtet, aber nicht als Träger von Bewusstsein. Ihre Existenz und Eigenschaften sind für bewusste Wesen virtuell, das heißt, sie existieren als Teile der physischen Welt, wie sie von lebenden, bewussten Wesen wahrgenommen wird.
Für Kastrup existiert unbelebte Materie nur insofern, als sie im Bewusstsein der lebenden Wesen wahrgenommen wird. Ihre Existenz ist also „virtuell“ im Sinne, dass sie keine unabhängige Realität hat, sondern eine Erscheinung innerhalb des Bewusstseins ist. Diese Sichtweise bedeutet, dass unbelebte Materie keine eigene innere Erfahrungswelt oder Bewusstsein hat. Sie existiert als ein Teil der physischen Welt, wie sie von bewussten Subjekten erlebt wird, aber nicht darüber hinaus.

Aber welche Natur hat dann die Welt in der Zeit zwischen dem Urknall und dem Zeitpunkt der ersten Entstehung eines mit innerem Erleben begabten Lebewesens? Und wie erklärt sich die Entwicklung des Kosmos bis zu jener Komplexität, die Leben und Bewusstsein als Voraussetzung hat?

Interaktion von Bewusstsein und Materie
Die Entwicklung des Universums, einschließlich der Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten, muss als eine Art von kontinuierlicher „Schöpfung“ betrachtet werden, die aus den Prinzipien des universellen Bewusstseins heraus erfolgt. Sobald bewusste Wesen entstehen, erfassen und interpretieren sie diese Prozesse als Teil ihrer Realität. Das Bewusstsein verleiht diesen Prozessen Bedeutung und Substanz. Aber selbst in den frühesten Phasen des Universums gab es keine völlige Abwesenheit von Bewusstsein, sondern möglicherweise nur eine sehr diffuse oder rudimentäre Form davon. Das bedeutet, dass das universelle Bewusstsein schon immer präsent war und die physische Realität als eine seiner Erscheinungen betrachtet werden muss. Die Entwicklung des Kosmos hin zu einer Komplexität, die Leben und Bewusstsein ermöglicht, kann als ein kontinuierlicher Prozess innerhalb des universellen Bewusstseins verstanden werden. Das universelle Bewusstsein manifestiert sich in verschiedenen Formen und Strukturen, die im Laufe der Zeit immer komplexer werden. Diese Entwicklung spiegelt sich in den physikalischen Prozessen wider, die wir als Evolution des Universums und des Lebens kennen.

Aber welche Implikationen hat eine solche Sichtweise? Es bedeutet, dass es innerhalb des einheitlichen Bewusstseinsfeldes bereits Entwicklungen und Strukturierungen geben muss, bevor sich das Feld dissoziiert um die ersten getrennten Subjekte zu erschaffen. Bevor es zur Dissoziation in individuelle Bewusstseinsströme kommt, finden im universellen Bewusstseinsfeld bereits prä-physische Entwicklungen statt. Wie aber kann sich ein einheitliches Feld ohne Dissoziation strukturieren? Wie hat man sich diese Dynamiken vorzustellen? Welche Art von Welt wird innerhalb eines sich dynamisch strukturierenden Bewusstseins erzeugt, wenn es keinerlei dissoziierter Beobachter gibt? Welcher Natur sind dann die entstehenden Strukturen? Bedarf es nicht einer Abgrenzung und bedarf nicht jede Abgrenzung einer Dissoziation, damit sich inerhalb eines einheitlichen Feldes Strukturen bilden können? Eine Struktur muss adressierbar sein. Also braucht sie unterscheidbare Dimensionen. Wie entstehen aber unterscheidbare Dimensionen? Durch Dissoziation. Kastrup könnte dieses Problem umgehen, wenn er den Panpsychismus anerkennt.

Aber er lehnt den Panpsychismus ab, weil er einige zentrale philosophische Probleme damit sieht, die aus seiner Sicht nicht zufriedenstellend gelöst werden können.
Kastrup argumentiert, dass der Panpsychismus eine ontologische Kohärenz vermissen lässt. Panpsychismus besagt, dass Bewusstsein eine grundlegende Eigenschaft aller materiellen Bestandteile des Universums ist. Das bedeutet, dass sogar subatomare Teilchen ein gewisses Maß an Bewusstsein haben. Kastrup sieht darin das Problem, dass es schwierig ist, eine kohärente Erklärung dafür zu finden, wie diese vielen kleinen bewussten Einheiten zu einem kohärenten, einheitlichen Bewusstsein führen, wie wir es erleben. Ein zentrales Problem des Panpsychismus ist das sogenannte Kombinationsproblem. Dieses Problem bezieht sich auf die Frage, wie aus den vielen kleinen, elementaren Bewusstseinsformen ein einziges, vereintes Bewusstsein entsteht, wie es bei menschlichen oder tierischen Subjekten der Fall ist. Kastrup argumentiert, dass der Panpsychismus keine befriedigende Antwort auf dieses Problem bietet.
Aber er bietet mit seinem analytischen Idealismus doch genau die Antwort auf die Frage, wie sich das Kombinationsproblem lösen ließe.

Evolutionärer Idealismus

In meiner Theorie des "Evolutionären Idealismus" gehe ich genau diesen Weg. Darin versuche ich eine Synthese aus Idealismus, Materialismus, Panpsychismus und Dualismus zu erreichen und stelle folgende Kernthesen auf:

1. Kontinuierliche Bewusstseinsentwicklung: Das Bewusstseinsfeld dissoziiert sich, um Subjekte auf jeder Integrationsstufe zu erschaffen, beginnend bei Raumquanten bis hin zu komplexen Lebensformen.
2. Keine Trennung zwischen lebender und toter Materie: Bewusstsein ist in allen Formen von Materie präsent, es gibt keine grundsätzliche Unterscheidung zwischen lebender und toter Materie.
3. Kausale Bottom-up-Entwicklung: Subjekte entwickeln sich von einfachen zu komplexen Strukturen, analog zur Vorstellung der materialistischen Wissenschaft.
4. Teleologischer Top-Down-Sog: Subjekte entwickeln sich entlang einer chaotischen Form zu Attraktoren der höheren Komplexität und der höheren Bewusstsein.
5. Zwei Kräfte Ontologie: Die dualistischen Perspektiven der Innen- und Außenschau gliedern die Welt in kausale Materie (bewusstsein von Außen) und teleologisches Bewusstsein (Materie von innen). Vor der Existenz und nach dem Tod zerfällt Materie in Einzelteile und synthetisiert Bewusstsein zur Ganzheit.
5. Vereinigung von Ontologien: Der Evolutionäre Idealismus versucht damit, die Stärken von Idealismus, Materialismus, Panpsychismus und perspektivischen Dualismus zu vereinen und somit eine Meta-Ontologie zu schaffen.

Warum der Evolutionäre Idealismus eine umfassendere Philosophie darstellt

Integration von vier großen Ontologien
Der Evolutionäre Idealismus vereint die Kernelemente des Idealismus, Materialismus, Panpsychismus und Dualismus und bietet eine kohärente Meta-Ontologie:
- Idealismus: Die Welt als Vorstellung im Bewusstsein.
- Materialismus: Die physische Realität und deren Gesetze werden nicht negiert, sondern neben dem Bewusstsein als gleichberechtigte Manifestationen des einheitlichen Bewusstseinsfeldes gesehen.
- Panpsychismus: Jede Form von Materie trägt Bewusstsein in sich, was eine kontinuierliche Bewusstseinsentwicklung ermöglicht.
- Perspektiven Dualismus: Erkennen der Notwendigkeit einer tiefen Verbindung zwischen Bewusstsein und Materie ohne die Trennung in zwei unabhängige Substanzen.

Vermeidung des Kombinationsproblems
Durch die Annahme, dass Bewusstsein auf jeder Stufe der Materie existiert und sich kontinuierlich zu komplexeren Formen entwickelt, wird das Kombinationsproblem des Panpsychismus vermieden. Es gibt keinen Bruch zwischen einfachen und komplexen Formen des Bewusstseins, da sich komplexe Systeme aus Materie immer bottomup entwickeln, während die Innenperspektive topdown entsteht.

Kontinuierliche und kohärente Entwicklung
Der Evolutionäre Idealismus bietet eine lückenlose Erklärung für die Entwicklung des Bewusstseins von den einfachsten physikalischen Entitäten bis hin zu komplexen Lebewesen. Dies stellt eine kohärente Entwicklungslinie dar, die sowohl wissenschaftlich als auch philosophisch nachvollziehbar ist.

Abkehr von vordefinierten Strukturen
Im Gegensatz zum Analytischen Idealismus benötigt der Evolutionäre Idealismus keine Annahme von vordefinierten Strukturen des Bewusstseinsfeldes. Bewusstsein und materielle Komplexität entwickeln sich bottom-up, basierend auf natürlichen Prozessen und Wechselwirkungen, entlang von nicht vordefinierten Soglinien teleologischer Attraktoren.

Fazit
Der Evolutionäre Idealismus stellt eine umfassendere Philosophie dar, da er eine lückenlose, konsistente und voraussetzungslose Ontologie bietet. Er vereint die Stärken verschiedener philosophischer Positionen und ermöglicht eine kohärente Erklärung der Realität, die sowohl das Bewusstsein als auch die physische Welt berücksichtigt. Diese Meta-Ontologie könnte somit eine tiefere und umfassendere Sicht auf die Natur der Existenz bieten und die bestehenden philosophischen und wissenschaftlichen Paradigmen erweitern.